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Texte - Sauerlandmundart

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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />

So begaben sich dann an diesem<br />

Samstag vor Pfingsten recht viele<br />

Männer auf den eine Stunde beanspruchenden<br />

Weg zum Beichtstuhl in der<br />

Nachbargemeinde.<br />

Damit verbunden war ein weiteres<br />

Gebot, das den Empfang des Altarssakramentes<br />

vorschrieb. Zur Kommunion<br />

gehörte damals die voraufgegangene<br />

Beichte.<br />

Vielleicht gingen die Menschen früher<br />

mit mehr Andacht, mit mehr Bedacht,<br />

zur Kommunionbank. Es wird<br />

erzählt, dass viele Männer aus diesem<br />

Anlass ihre Staatsröcke anzogen.<br />

Wenige Männer beichteten und<br />

kommunizierten später im Jahr zu Allerheiligen<br />

noch einmal, weil zur Gewinnung<br />

des Ablasses für die „Armen<br />

Seelen“ auch der Empfang dieser Sakramente<br />

vorgeschrieben war.<br />

Das den Gläubigen früher empfohlene<br />

Verhältnis zu Gott kann umschrieben<br />

werden mit dem damals ständig zur<br />

Belehrung vorgehaltenen Satze: „Ein<br />

Auge ist, das alles sieht, auch was in<br />

finstrer Nacht geschieht.“ Früher war<br />

dieser Ausspruch wirklich Allgemeingut<br />

und so gemeint, dass der „liebe“<br />

Gott immer zuschaut und es uns bestimmt<br />

ankreidet, wenn er uns bei einer<br />

Übeltat ertappt. Der Satz war eher geeignet<br />

– und wohl auch so gedacht –<br />

die Christen zu disziplinieren. Er konnte<br />

aber kein Vertrauen zu diesem Gott<br />

aufbauen.<br />

Auch heute würde man die Maxime<br />

gelten lassen, aber mehr in dem Sinne:<br />

Das Das Auge Auge Gottes<br />

Gottes<br />

99<br />

Nu gingent do am letzten Sunnobende<br />

ziemlich viëlle Mannslüh ut dem<br />

Grunde ne Stunde wiet in der Nohergemeinde<br />

in den Bichtestauhl.<br />

Domet verbungen wor en ander Gebuatt,<br />

dat in diar Tied ouk den Gang an<br />

de Kommuniounbank vüarschreïv. Eïger<br />

dat me kommunizeïerte, muchte<br />

me domols gebichtet hen.<br />

Vlichts gingent dei Lüh freuher met<br />

meïh Aandacht, met meïh Bedacht, tau<br />

der Kommunioun. Et wert vertallt, dat<br />

viëlle Männer deswiagen iarre Stootsröcke<br />

aantougent.<br />

Eïnzelne Mannslüh bichtetent un<br />

kommunizeïertent dann späer im Johre<br />

bie Allerheiligen noch es. Dat wor vüargeschriëben,<br />

wann me en Ablaß fiür<br />

de „Aremen Seïlen“ gewinnen wull.<br />

Wou freuher dei Christen siëck<br />

Guadd giegeniübber verhollen süllent,<br />

beschriebet dei domols den Lühn vüargehollene<br />

Satz: „Eïn Ouge is, dat alles<br />

süht, ouk wat in der düsteren Nacht geschüht!“<br />

Dian Satz kannte freuher jeïdermann.<br />

Me wull domet siën, dat dei<br />

„leive“ Herrguadd ständig oppässet un<br />

alles in’t dicke Bauk schriebet, wann<br />

hei uns bie ner Dummheit ertappet het.<br />

Op diëse Art wull me dei Lüh bie der<br />

Stange hollen. Abber Vertruggen tau<br />

dem Herrguadd kunn me sou nit opbuggen.<br />

Ouk in unsen Dahn hört me dian<br />

Satz, abber hei well eïger siën:

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