Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Vom Essen und Trinken<br />
In manchen Häusern wurde das<br />
Weißbrot ohne Butter gegessen. „Das<br />
wäre ja Verschwendung! Da ist doch<br />
Butter drin!“ rechtfertigte sich der<br />
knauserige Bauer. Meist wurde eine<br />
Schnitte Schwarzbrot mit Semmel belegt.<br />
Eine fein bereitete Weißbrotscheibe<br />
brachte man höchstens einem Kranken<br />
ans Bett, zusammen mit einer Tasse<br />
Bohnenkaffee. —<br />
Häufig wurde vorher ein Ei in die<br />
Tasse gegeben und mit der Gabel fein<br />
geschlagen. Dazu streute man etwas<br />
Zucker und goss Kaffee hinein. Heute<br />
kennt man dies Getränk nicht mehr,<br />
statt dessen holt man Stärkungsmittel<br />
aus der Apotheke. —<br />
Ältere Menschen hatten ihre liebe<br />
Not mit dem oft Wochen alten Brot,<br />
wenn Zähne fehlten. Prothesen gab es<br />
damals nicht für Bauern und andere<br />
arme Leute. Meist kannten sie weder<br />
Kranken- noch Rentenversicherung.<br />
Bilder, wie wir sie von der Hexe mit<br />
dem einen Zahn bei Hänsel und Gretel<br />
kennen, sah man nicht nur im Märchen,<br />
sie trafen genau die Wirklichkeit bis in<br />
die fünfziger Jahre und vereinzelt noch<br />
später.<br />
Ältere schnitten sich den harten Rand<br />
von der Brotscheibe ab, aßen die<br />
Schnitte Stück für Stück und tunkten<br />
danach die Kruste in den Kaffee. Man<br />
ließ nichts verkommen.<br />
Ansonsten gab es ja auch noch Tiere<br />
im Stall, den Hund, die Hühner und die<br />
Schweine. Diese fraßen auch die Reste<br />
vom alten Brot. Zunächst wurden die<br />
besten Stücke aber noch herausgesucht,<br />
eingeweicht und mit Milch gekocht.<br />
83<br />
In mannigen Hüüsern woorte dat<br />
Wittbrout ohne Biutter dropp gegiatten.<br />
„Dat wör jou Verschwendunge,“ sachte<br />
der Bure, „do is doch Butter drinne.“<br />
Schiër goov et dian Siëmmel souwiesou<br />
nit, dovan klappete me eïne Schiebe<br />
op ne Schnië Schwartbrout. Wann es<br />
eïner krank wor, kreïch hei’ne Stutenbiutter<br />
un en echt Köpptiën Bouhnenkaffeï.—<br />
Meïstens schlauch me in dem Köpptiën<br />
viürhiar en Ei met der Gaffel fein<br />
sämig un verrouherte dat met dem Kaffeï<br />
un en wiënnich Zucker. In unsen<br />
Daan kennt me souwat nit meïh, jetz<br />
giöllt me Stärkungsmittel ut der Apotheïke.<br />
—<br />
Öllere Lüh haant iarre leiwe Nout<br />
met dem Broue, wann Tiahne fehltent.<br />
Falsche Tiahne goov et domols noch<br />
nit fiür Buren un andere areme Lüh.<br />
Dei kanntent meïstens keine Kranken-<br />
un ouk keine Rentenversiëckerunge.<br />
Biëlder as van der Hexe met dem eïnzelnen<br />
Tahn im Mund bie Hänsel un<br />
Gretel troopent genau de Wirklichkeit<br />
bit in de fufziger Johre, vereïnzelt sougar<br />
noch späer.<br />
Öllere Lüh alsou schneïgent siëck de<br />
Kuaste van der Schnië aff, ootent dat<br />
Brout häpptiërwiese un stippetent dann<br />
dei Kuasten in den Kaffeï. Et verkohm<br />
nix.<br />
Un süß worent jou noch de Diëre<br />
in’me Stalle, der Hund, de Hauhnder<br />
odder de Schwiene. An dei Diëre verfauerte<br />
me ouk de Reste vam ollen<br />
Brout. Viürhiar woortent abber dei besten<br />
Stücker noch ingeweïket un met<br />
Miëllik gekuaket.