Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />
Über Versehgänge in früheren Jahren<br />
kann man manche Geschichte lesen,<br />
gewiss auch deshalb, weil sie sich in<br />
der Öffentlichkeit vollzogen. Auch in<br />
unseren Gemeinden war es üblich, den<br />
Priester erst in höchster Lebensgefahr<br />
zu den Gläubigen zu rufen. So hieß<br />
dies Sakrament ja damals auch „Letzte<br />
Ölung“, heute spricht man von „Krankensalbung“.<br />
Damals brachte der Pastor in Soutane<br />
und Chorhemd dem Sterbenden die<br />
„Wegzehrung“. Es begleiteten ihn ein<br />
oder zwei Messdiener zu Fuß auf diesem<br />
Weg. Diese schlugen von Zeit zu<br />
Zeit mit den Schellen und bewogen die<br />
Menschen am Straßenrand, sich anbetend<br />
niederzuknien.<br />
In früheren Jahren blieb der Tote in<br />
seiner Wohnung oder wurde dorthin<br />
überführt. In einem geeigneten Zimmer<br />
des Hauses, meist im Wohnzimmer,<br />
wurde der Leichnam in offenem Sarge<br />
aufgebahrt. In ältesten Zeiten gehörte<br />
ein weißes Totenhemd bereits zur Aussteuer<br />
der jungen Frauen. Später bedeckte<br />
man die Verstorbenen mit Papierkleidung,<br />
während es heute bereits<br />
üblich ist, die Toten in einem farbigen<br />
Kleid oder in einem guten Anzug wie<br />
zu Lebzeiten in den Sarg zu legen.<br />
Vielleicht will man so weniger mit<br />
dem Tod konfrontiert werden. Nur die<br />
Redensart von dem letzten Hemd, das<br />
keine Taschen hat, stimmt nun dem<br />
Wortlaut nach nicht mehr.<br />
Tod Tod und und Begräbnis<br />
Begräbnis<br />
107<br />
Van Verseih-Gängen ut freuherer<br />
Tied kann me mannege Geschichte liasen,<br />
wahrscheinlich, weil dei op der<br />
Stroote opfeilent. Ouk in hiesigen Gemeinden<br />
reipent se den Pastouer eïst,<br />
wann et höühgeste Tied wor. Et hette<br />
dat Sakrament jou ouk: „De Letzte Ölunge“,<br />
in unsen Dah siëtt me: „Krankensalbunge“.<br />
Domols brachte der Geïstliëcke in<br />
Soutane un Rochett dian Stiarrebenden<br />
de „Wegzehrung“. Dei Pastouer ging te<br />
Faute un nohm eïnen odder tweï Missedeiners<br />
met. Wann dei iarre Schellen<br />
schlaugent, woortent de Lüh opmerksam<br />
un gingent am Wia fromm op de<br />
Knei.<br />
In freuheren Johren leit me den Douen<br />
in der Wannunge odder brachte ian<br />
dohiën. In nem passsenden Ruume, meïstens<br />
in der giudden Stuabe, woorte<br />
dann dei Lieke im uapenen Sarrege opgebahrt.<br />
Domols gehoorte en Douenhiëmmed<br />
alt in de Ütstüre van den jungen<br />
Frauen. Späer bedeckete me den Verstuarrebenen<br />
met eïnem Gewand ut Papier,<br />
in unsen Dahn het et siëck ingebürgert,<br />
dat me dei Douen in nem farebigen<br />
Kleïe odder in nem giudden<br />
Aanzuge – as im Liaben – in den Sarreg<br />
liëtt.<br />
Gewiß well me sou dem Dout en wiënnig<br />
van der Strenge niammen. Blous<br />
dei Redensart vam letzten Hiëmmede,<br />
dat keine Taschen het, stimmet nu genau<br />
genuammen nit meïh.