Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />
Bis zu diesem Fastensonntag im Jahre<br />
1965 vertraten die Messdiener das<br />
Gottesvolk, sie antworteten auf die Gebetsrufe<br />
des Priesters, sie sprachen das<br />
„Confiteor“ und das „Suscipiat“ in lateinischer<br />
Sprache, obwohl ein Großteil<br />
von ihnen keine Ahnung hatte, was sie<br />
da plapperten. Mit dem neuen Ritus<br />
nun spricht die ganze Gemeinde das<br />
„Ich bekenne ...“ und das Gebet „Der<br />
Herr nehme das Opfer an ...“ und versteht,<br />
was sie betet.<br />
Man kann noch vieles aufzählen, was<br />
sich bei der Feier des Gottesdienstes<br />
geändert hat: In Stadt- und Klosterkirchen<br />
mit mehreren Priestern wurden<br />
gleichzeitig an Haupt- und Seitenaltären<br />
Messen gelesen. Heute feiern mehrere<br />
anwesende Geistliche gemeinsam<br />
eine Messe in Conzelebration.<br />
Früher feierte man an Festtagen heilige<br />
Messen vor der ausgesetzten Monstranz,<br />
heute stellt man den Eigenwert<br />
der Eucharistiefeier heraus und verehrt<br />
den Herrn in der Monstranz bei anderen<br />
Gelegenheiten.<br />
Früher hatte der Wortgottesdienst in<br />
der Meinung des Volkes den Status einer<br />
Vormesse, was eine Abwertung bedeutete.<br />
Wenn man zu diesem Zeitpunkt<br />
zum Gottesdienst kam, galt das<br />
nicht als Verspätung.<br />
Vielleicht wollte man durch die stärkere<br />
Gewichtung des Opfergedankens<br />
sich von dem protestantischen Gottesdienst<br />
distanzieren, da dieser ja das<br />
Wort mehr in den Vordergrund rückt.<br />
Wortgottesdienst<br />
Wortgottesdienst<br />
129<br />
Bit tau diam Fastensunndah im Johre<br />
1965 vertrootent dei Missedeiners dat<br />
Viullek, sei beschettent den Zelebranten,<br />
wann hei taum Bian opreip, sei<br />
sprookent ouk dat „Confiteor“ un dat<br />
„Suscipiat“ in Latins, ofschon de meïsten<br />
van ian keine Ahnunge haant, wat<br />
se do plappertent. Met dem niggen Ritus<br />
nu spriëket de ganze Gemeinde „Ich<br />
bekenne ...“ un „Der Herr nehme das<br />
Opfer an ...“ un versteïht, wat se do biatt.<br />
Me kann noch viëlles optellen, wat<br />
siëck bie der Fiër vam Gottesdeinst geändert<br />
het: In Stadt- un Klousterkiarreken<br />
met viëllen Geïstliëken woortent<br />
tau der glieken Tied an Haupt- un<br />
Sietenaltöören Missen geliasen. Heute<br />
fiërent viëlle Geïstliëcke eïne Misse in<br />
Conzelebratioun.<br />
Freuher fiërte me an Festdahn de<br />
Misse viür der utgesatten Monstranz, in<br />
unsen Dahn stellt me den Eïgenwert<br />
van der Eucharistiefiër an de eïste Stië<br />
un verehrt den Herrguadd in der<br />
Monstranz bie anderen Geliagenheiten.<br />
Freuher neumete me den Woortgottesdeinst<br />
ne Vormesse – in der Meinung<br />
van den Katholiken woorte dei alsou<br />
etwas affgewertet. Wei viür der<br />
Opferunge in de Misse koom, dei gull<br />
noch ase pünktlich.<br />
Vlichts wull me siëck freuher diurrech<br />
den Akzent op dem Opfergottesdeinst<br />
stärreker van den Luttischen<br />
affsetten, dei jou dat Woort ase<br />
besonders wichtig anseihnt.