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Texte - Sauerlandmundart

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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />

Um fünf Uhr hieß es aufstehen.<br />

Schnell wurden die Träumer geweckt,<br />

jedes Kind zog sich eilig warme<br />

Strümpfe an, und los ging es! Als wir<br />

gemeinsam die Tür zum Wohnzimmer<br />

aufstießen – keiner wollte allein mit<br />

dem Christkind zusammentreffen – da<br />

strahlte schon der Weihnachtsbaum.<br />

Majestätisch stand die Tanne an der<br />

Tür, behangen mit Lamettastreifen und<br />

Silberkugeln, hell erleuchtet von vielen<br />

Wachskerzen, die noch ihre volle Länge<br />

zeigten, also kurz vorher erst angezündet<br />

worden waren. —<br />

Nun fiel unser Blick auf den Gabentisch.<br />

Welche Fülle! Elf Teller, hochbeladen<br />

mit Spritzgebäck, Spekulatius,<br />

Makrönchen, Printen, Feigen, Walnüssen,<br />

Bonbons, daneben noch ein dicker<br />

Apfel und zwei eingewickelte Apfelsinen.<br />

Und es duftete! Der Geruch des Obstes<br />

und der Plätzchen vermischte sich<br />

mit dem Honigaroma der Bienenwachskerzen.<br />

Neben dem eigenen Teller<br />

fand ich noch eine Mundharmonika<br />

und Farbstifte, und unter all diesen<br />

Schätzen lagen die Malbücher.<br />

Nun wurde weiter geforscht: Auf<br />

dem Boden erblickten wir andere, größere<br />

Gaben, jeder fand zielsicher das<br />

für ihn bestimmte Geschenk. Sogleich<br />

mussten die Schätze den Geschwistern<br />

gezeigt werden; aber diese hatten keine<br />

Zeit, sie waren mit ihren eigenen Gaben<br />

befasst.<br />

Hier summte der Kreisel, dort<br />

brummte ein Teddybär, und dazwischen<br />

mischten sich frohe Kinderstimmen.<br />

122<br />

Ümme fiewe haant vie alle alt den<br />

Schloop ut den Ougen gewischet. Jeïder<br />

touch siëck flott wareme Huasen<br />

aan, un dann ging et los. Im Hurra leipent<br />

vie de Trappe raff, viür der Düare<br />

wartent abber alle, keiner wull riskeïeren,<br />

vlichts alleïne met den Engeltiërn<br />

in der Stuabe te sin. Drinnen strohlte alt<br />

der Christboum. Ne stödige Denne<br />

stund an der Düare, behangen met Lametta<br />

un silbernen Kugelen, hell strohlte<br />

alles van den viëllen Wachskerzen,<br />

dei noch gar nit kuart gebrannt worent,<br />

dei muchte gerade eïst eïner aangemaket<br />

hen.<br />

Nu soogent vie iübber den Diss. Oh,<br />

wat Saaken! Ellev Telleren stunnent<br />

do, houhge beladd met Spritzgebäck,<br />

Spekulatius, Makröüntiërn, Printen,<br />

Feigen, Walnüeten, Klümptiërn, doniaber<br />

noch en dicker Appel un tweï ingewickelte<br />

Appelsinen.<br />

Un dat duftete! Dat Aroma van den<br />

Kerzen vermischete siëck met dem<br />

Duft van Plätztiërn un Orangen. Niaber<br />

dem eïgenen Teller fung iëck noch en<br />

Spiëlldingen un Farrevstifte, de Moolbäüker<br />

lachtent unger diam Krom.<br />

Nu woorte widder gesocht: Op den<br />

Diëlen stunnent jou noch andere, gröttere<br />

Saaken. Jeïder haa schließlich siene<br />

Geschenke gefungen. Nu woortent<br />

se fix angeseihn un dann den Bräuers<br />

un Süstern gezeiget; abber jeïder haa<br />

met siëck sellebes te daune.<br />

Hie summete de Roosekatte, do<br />

brummete der dicke Bäre, do tüsser<br />

plapperten dei Mültiër van den Blahn.

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