Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />
Die Indoktrination fruchtete aber<br />
früher wie heute offenbar nicht bei der<br />
Mehrzahl der angesprochenen Bewohner.<br />
Die menschliche Natur kann wohl<br />
nicht überwunden werden. Die Menschen<br />
lebten auch damals nach ihrer<br />
Art und hielten sich recht unvollkommen<br />
an die gewünschten Richtlinien.<br />
Das aber erzeugte dann Schuldgefühle,<br />
die geeignet waren, den Schäflein<br />
ihre „Verderbtheit“ deutlich zu machen<br />
und sie zur Ordnung rufen zu können,<br />
sie zu gängeln.<br />
Manch einer entzog sich dieser Bindungen<br />
nach Möglichkeit. Den Spielraum,<br />
den ihm die Kontrolle seiner<br />
Mitmenschen ließ, durfte er dabei aber<br />
nicht überschreiten, um nicht aus der<br />
Gruppe herauszufallen.<br />
So ist es verständlich, wenn für viele,<br />
besonders für Männer, das Kirchengebot<br />
erlassen werden musste: „Du sollst<br />
wenigstens einmal im Jahr deine Sünden<br />
beichten<br />
und zwar<br />
in der österlichen<br />
Zeit!“<br />
Diese<br />
reichte<br />
von Aschermittwoch<br />
bis zum<br />
Pfingsttage.<br />
Moral Moral-Vorschriften<br />
Moral Vorschriften<br />
98<br />
Dei drastischen Belehrungen erreïketent<br />
abber freuher nit un ouk heute nit<br />
den Groutdeïl van den aangespruakenen<br />
Lühn. De Menschennatur briëket<br />
luter wiër diurrech. Ouk freuher liabetent<br />
de Lüh noh iarrer Art un heilent<br />
siëck sellen genau an dat, wat vüargeschriëben<br />
woorte.<br />
Sou abber fauhltent siëck dei<br />
„Schöptier“ schüllig un heilent siëck<br />
fiür verduarreben. Dei kunn me dann<br />
tau’r Ordnunge raupen un gängeln.<br />
Mannech eïner wull siëck nit sou<br />
bingen loten un heil siëck terügge. Abber<br />
hei muchte oppassen, dat hei nit iübber<br />
de Stränge schleig, süß brachte<br />
hei siene Duarrepeslüh un den Pastouer<br />
vlichts giëgen siëck op, un dann wullent<br />
dei nix meïh van iamme wiëten.<br />
Van dohiar kann me verstohn, dat me<br />
gerade fiür viëlle Mannslüh dat Kiarreken-Gebuatt<br />
erloten muchte: „Du sallst<br />
wiënnigestens eïnmol im Johre diene<br />
Sünden<br />
bichten,<br />
un dat<br />
in der<br />
öüsterliëcken<br />
Tied!“<br />
Dei<br />
duerte<br />
van Aschermiddewiake<br />
bit Pinkesten.