Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Vom Essen und Trinken<br />
Da konnte auch einmal die Manchesterhose<br />
anfangen zu qualmen.<br />
Ohnehin war der Winter die rechte<br />
Zeit, in der unser Küchenherd zu Ehren<br />
kam. Wenn das Eis an der Dachrinne<br />
knackte und keiner sich recht traute,<br />
nach draußen zu gehen, dann legte einer<br />
ständig Holz nach oder schüttete<br />
auch einmal Eierkohlen in die Glut.<br />
Dann wurde die Platte rot, und die gedankenlosen<br />
Männer wurden gerügt.<br />
Es war ja nicht ganz ungefährlich,<br />
wenn die Hitze zu groß wurde oder die<br />
Flamme bis ins Ofenrohr schlug. Dann<br />
konnte Holzteer, der sich mit der Zeit<br />
an den Wänden im Kamin abgesetzt<br />
hatte, Feuer fangen. Dann mussten die<br />
heilige Barbara und der heilige Florian<br />
helfen. Und wenn der Abzug nicht<br />
dicht war und das Heu auf dem Dachboden<br />
zu nahe daran lag, dann halfen<br />
wohl auch die Heiligen nicht mehr. Vor<br />
einem Hausbrand hatte die älteren<br />
Menschen panische Angst.<br />
An Wintertagen spielte sich das Familienleben<br />
ganz eng um den Küchenherd<br />
ab. Der beste Platz im Hause war<br />
der Stuhl neben der Feuerstelle. Den<br />
hatte sich bei uns der Vater reserviert.<br />
Da saßen aber auch die Kinder, wenn<br />
sie vom Ziegenpeter, von Zahnschmerzen<br />
oder starkem Husten geplagt wurden.<br />
Dort stand auch zu bestimmter<br />
Zeit ein hoher Korbsessel, der Sorgenstuhl,<br />
für den Opa. Hier saß er keinem<br />
im Wege, er konnte sich leicht zum Tische<br />
wenden, konnte auch schnell mit<br />
einem Papierstreifen, mit einem Fidibus,<br />
Feuer aus dem Herd für seine Pfeife<br />
holen.<br />
62<br />
Dann kunn et passeïeren, dat de Manchesternbutze<br />
aanfing te quallemen.<br />
Iübberhaupt wor der Winter dei richtige<br />
Tied, in diar me den Herd te schätzen<br />
lahrte. Wann et Iës an der Daakrenne<br />
knappete un keiner siëck recht do<br />
rut truggete, dann lachte eïner ständig<br />
Holt noh odder schutte ouk es Eierkuahlen<br />
in de Glaut. Dann woorte de Platte<br />
rout, un dei unvernünftigen Kerels<br />
woortent geschannt.<br />
Dat wor jou ouk nit sou ganz ungefährlich,<br />
wann de Hitze te grout gereit<br />
odder de Flamme bit in de Uabenpiepe<br />
schlauch. Dann kunn et Holttiar, dat<br />
siëck met der Tied an den Wängen in<br />
me Schuansteïn affgesatt haa, Füer fangen.<br />
Dann muchtent de heilige Barbara<br />
un der heilige Florian hellepen. Un<br />
wann dei Affzug nit dichte wor un et<br />
Heu op me Balleken nohge draane<br />
lachte, dann hullepent dei vlichts ouk<br />
nit. Viür’m Brand haant dei ölleren Lüh<br />
unbändig Angest.<br />
An Winterdahn spiëllte siëck alles<br />
ümme den Herd rümme aff. Der beste<br />
Platz in me Huuse wor der Stauhl niaber<br />
dem Herd. Dian haa siëck der Papa<br />
reserveïert. Do sootent abber ouk de<br />
kranken Blahn, wann se den Ziehenpeïter<br />
haant odder Tahneweïh odder<br />
nen starreken Hausten. Do stund abber<br />
ouk ne Tied lang der houhge Kuarrevsessel,<br />
der Suarrenstauhl, fiür den Houpa.<br />
Hie soot hei den anderen nit in me<br />
Wiah, hei wor nohge bie me Disse un<br />
kunn siëck flott met nem Fidibus Füer<br />
ut dem Herd guallen un den Tubak in<br />
der Piepe dampen loten.