Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Religion und Brauchtum<br />
Für die Erziehung wurde antiautoritäres<br />
Verhalten eingefordert nach dem<br />
Motto: Der Mensch ist gut, lasst ihn<br />
wachsen und sich selbst bestimmen.<br />
Summerhill-Erziehung nach einer<br />
englischen Musterschule wurde populär.<br />
Auch Großeltern fragten sich, ob ihre<br />
strengen Erziehungsmethoden wohl<br />
stimmig wären, die Elterngeneration<br />
wurde verunsichert und ihr Erziehungswille<br />
geschwächt.<br />
In der Schule war folgerichtig der<br />
Lehrer nur als Wissensvermittler gewünscht,<br />
sein Erziehungsauftrag wurde<br />
einfach verneint. – Übelstände in der<br />
Schule des Jahres 2000 haben ihre<br />
Wurzeln in der Erziehungsschwäche<br />
jener Zeit.<br />
Der von Fröbel im neunzehnten Jahrhundert<br />
schon propagierte goldene Mittelweg:<br />
„Führen und wachsen lassen!“<br />
wurde nur wenigen einsichtig. Er meinte,<br />
man solle Regeln vorgeben, den<br />
Weg zeigen, aber nicht unbedingt mit<br />
Gewalt die Kinder in diese Richtung<br />
zwingen wollen.<br />
Von daher ist es gewiss auch zu begrüßen,<br />
dass der Stock als Erziehungsmittel<br />
in der Schule und zu Hause nicht<br />
mehr gebraucht wird.<br />
Positiv an der 68er-Revolution ist<br />
gewiss zu werten, dass körperliche<br />
Züchtigung vom Staat aus verboten<br />
wurde. Demokratie und Untertanengeist<br />
passen nicht zusammen, das haben<br />
die jungen Leute richtig gesehen.<br />
Neben den oben schon erwähnten<br />
Änderungen in der religiösen Praxis<br />
gab es noch weitere Umdeutungen:<br />
138<br />
Dat leip dann unger der Üebberschrift:<br />
„Antiautoritäre Erziehung“.<br />
Me meinte, der Mensch wör van Natur<br />
giudd, me süll en in Rugge wassen un<br />
siëck selebes bestimmen loten.<br />
Sou versochte me dat in der Summerhill-Schaule<br />
in England, dei iübberall<br />
ase Muster groute Moude woorte.<br />
Ouk dei Groutellern frohtent siëck,<br />
of sei iarre Kinger freuher teï strenge<br />
ertuan heent. Dei jüngere Generatioun<br />
van Müttern un Vattern woorte total<br />
unsiëcker un truggete siëck nit, den<br />
Blahn eïgene Aansichten te vermitteln.<br />
Dat wor nun dat andere Extrem. Domols<br />
wor ouk der Lehrer nit meïh ase<br />
Erzieher gefroht, hei sull blous Kenntnisse<br />
widdergiaben. – Wann im Johre<br />
2000 en Noutstand in der Erziehung<br />
beklaht wert, dann is dofiür in den Siëbenzigerjohren<br />
der Grund te seuken.<br />
Friedrich Fröbel haa hundert Johre<br />
viürhiar nen goldenen Middelwiag vüargeschlahn:<br />
„Führen und wachsen lassen!“<br />
Hei meinte, me süll schon Regeln<br />
angiaben, den Wiag zeigen, abber nit<br />
unbedingt met Gewalt Kinger in dei<br />
Richtunge twingen.<br />
Van dohiar is et gewiß ouk te begrüßen,<br />
dat der Stock in der Schaule un te<br />
Heïme nit meïh gebrucht wert.<br />
Immerhiën het abber de 68er-Revolutioun<br />
bewirreket, dat körperliche<br />
Züchtigung diurrech Gesette verbuan<br />
woorte. Demokratie un Untertanengeist<br />
verdriant siëck nit, dat haant dei jungen<br />
Lüh domols gewiß richtig geseihn.<br />
Ouk süß woortent viëlle Berieke im<br />
religiöisen un privaten Liaben anders<br />
geseihn un starrek verändert: