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Texte - Sauerlandmundart

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Dorfleben ► Vom Essen und Trinken<br />

So hält sie die Mäuse fern und auch<br />

den Schimmel. Nur, das Brot war damals<br />

immer abgelagert. In vielen Häusern<br />

kam es nicht einmal am Backtag<br />

knusprig - frisch auf den Tisch. „Vom<br />

frischen Brot essen die Kinder ein paar<br />

Schnitten mehr,“ sagte der geizige<br />

Bauer. „Sie fressen einem ja so schon<br />

die Haare vom Kopfe.“ So ändern sich<br />

die Zeiten! In unseren Tagen kann der<br />

Bäcker das Brot von gestern schon<br />

nicht mehr verkaufen.<br />

Früher holte man höchstens zum<br />

Sonn- oder Feiertag einen Kassemanns-<br />

Semmel. – Kassemännchen nannte man<br />

in der Kaiserzeit eine Münze mit dem<br />

Wert von zweieinhalb Silbergroschen<br />

oder fünfundzwanzig Pfennigen. Der<br />

Begriff wurde noch benutzt, als man<br />

das Geldstück und auch den Kaiser<br />

schon lange nicht mehr kannte. –<br />

In den zwanziger Jahren fuhr ein<br />

Bauer mit seinem Pferdewagen an Wochenenden<br />

die Weißbrote aus. Dessen<br />

Frau prahlte einmal in der Nachbarschaft:<br />

„Ja, ja, unser Peterchen fährt<br />

mit dem Schimmelchen Semmelchen!“<br />

82<br />

Sou kunnt dei Müse nit an de Brouer,<br />

un Schümmel settet siëck ouk nit sou<br />

flott aan. Sou goov et abber luter affgelagert<br />

Brout. In viëllen Hüüsern koom<br />

et nit mol am Backedah knusprig op<br />

den Diß. „Vam frischen Broue iatent de<br />

Blahn en paar Schniën meïh. Se friatent<br />

eïnem jou sou alt de Hoore vam Koppe!“<br />

sachte der kniepige Bure. Sou änderent<br />

siëck de Tieden! In unsen Dahn<br />

wert der Bäcker dat Brout van gustern<br />

alt nit meïh los.<br />

Freuher woorte höügestens taum<br />

Sunn- odder Fiërdah es en Kassemännekes<br />

Siëmmel gekofft. – Kassemänneken<br />

neumete me in diarr Kaisertied<br />

en Geldstücke, dat tweï un en haleben<br />

Silbergroschen odder fiefentwintig<br />

Penne wert wor. Dei Name wor noch<br />

lebendig, as et dei Münze un ouk den<br />

Kaiser lange nit meïh goov. –<br />

In dian Twintiger Johren koom am<br />

Wiakenenge en Bure met nem Perewagen<br />

un brachte dei Siëmmelen. Do haa<br />

siene Fraue, dei ut me Wenschen stammete,<br />

tau’m Nohber gesacht: „Ja, ja,<br />

u'es Peterchen fi'ert mit dem Schimmelchen<br />

Semmelchen!“

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