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Texte - Sauerlandmundart

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Dorfleben ► Von Menschen und Tieren<br />

Da antwortete der Junge: „Ich konnte<br />

nicht, die Kuh hat das Buch gefressen!“<br />

Der Lehrer ließ sich schwer überzeugen,<br />

doch schließlich meinte er: „Da<br />

habt ihr jetzt aber eine schlaue Bunte!“<br />

Wenn ich die Tiere auf andere Felder<br />

trieb, gab es gewiss mehr Leben, denn<br />

Nachbarkinder hüteten in der Umgebung.<br />

Da lief man mit diesen herum,<br />

kletterte auf Birken und Erlen, man entfachte<br />

ein Feuerchen, briet Kartoffeln<br />

darin und probierte auch vielleicht eine<br />

Zigarette aus Eichenlaub. Jemand<br />

brachte Geldscheine aus früherer Zeit<br />

mit. Sie ließen sich gut drehen und<br />

qualmten so stark, dass man gleich husten<br />

musste.<br />

Ein wenig erfreuliches Thema ist das<br />

Abschaffen von Rindern. Wenn man so<br />

lange mit ihnen gegangen ist, wenn die<br />

Tiere sich haben melken und helfen<br />

lassen, wenn man sie geputzt und gefüttert<br />

hat und meist gut mit ihnen auskam,<br />

dann fällt es auch dem Menschen<br />

nicht leicht, sie abzugeben. Ich entsinne<br />

mich noch gut, wie schwer es uns gefallen<br />

ist, als wir eine Kuh abliefern<br />

mussten.<br />

Im Krieg und in der Zeit danach<br />

wurde jedem Bauern aufgetragen, eine<br />

gewisse Menge Fleisch abzugeben, wir<br />

hatten im Wirtschaftsjahre 1944/45 an<br />

Lebendgewicht 735 kg zu liefern, wohl<br />

eine Kuh und noch ein oder zwei<br />

Schweine.<br />

Nun führte mein Vater die Kuh am<br />

Zaume nach Olpe, ein Weg von einer<br />

ganzen und einer halben Stunden.<br />

Vieh Vieh abschaffen<br />

abschaffen<br />

46<br />

Siëtt dei Junge: „Ich konnte nicht, die<br />

Kuh hat das Buch gefressen.“ Et duerte<br />

lange, bit et der Lehrer schließlich<br />

gloffte, dann meinte hei: „Da habt ihr<br />

jetzt aber ne schlaue Bunte!“<br />

Wann me op anderen Fellern de Diëre<br />

heuen muchte, haa me meïh Liaben<br />

ümme siëck rümme, dei Nohberkinger<br />

worent jou in der Nöhgede. Do sprung<br />

me met dian, kleterte op Birreken un<br />

Erlen, me makete en Füertiën, breit Tufelen<br />

dodrinne un probeïerte ouk es ne<br />

Zigarette met Eikenlouv. Eïner brachte<br />

es Geldschiene van freuher met. Dei<br />

leitent siëck giudd drehen un quallemetent<br />

sou starrek, dat me fortens<br />

hausten muchte.<br />

En gar nit erfreulich Kapitel is dat<br />

Affschaffen van Ringern. Wann me sou<br />

lange met ian gegangen is, wann se<br />

siëck hent mellecken un hellepen loten,<br />

wann me se geputzet het un gefauert un<br />

me meïstens giudd meteneïn utkoom,<br />

dann is et eïnem nit egal, wann me se<br />

affgiaben well, sall odder mutt. Iëck<br />

weït noch giudd, wou schwor et uns gefallen<br />

is, as vie ne Kauh affliëbberen<br />

muchtent.<br />

In me Kriege un donoh, wor jeïder<br />

Buere verpflichtet, en bestimmet Quantum<br />

Fleïß optebrengen, fiür uns worent<br />

dat im Wirtschaftsjohr 1944/1945 an<br />

Liabendgewicht 735 Kilou, gewiß ne<br />

Kauh un eïn odder tweï Schwiene.<br />

Nu brachte mien Vatter dat Diër an<br />

me Toume noh Olpe, dat wor en Wiag<br />

van ner anderthalleben Stunde,

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