Texte - Sauerlandmundart
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Dorfleben ► Vom Essen und Trinken<br />
So sind einige Blätter immer voll der<br />
Sonne zugewandt. Sie haben die Form<br />
von Herzen, die ein wenig in die Länge<br />
gezogen wurden, die Oberseite zeigt<br />
sich satt-grün, während die Unterfläche<br />
etwas heller gehalten ist.<br />
Kräftige Adern ziehen hindurch bis<br />
an den Rand. In Erdnähe sind die Blätter<br />
etwas größer als zur Spitze hin, alle<br />
aber tief gezackt wie eine Zugsäge.<br />
In den oberen Blattansätzen wachsen<br />
zudem noch die Blütenrispen, vergleichbar<br />
in der Form mit denen der<br />
Johannisbeeren. Auf einer Staude findet<br />
man Fruchtstände und zugleich<br />
auch die Pollenspender. Die sich später<br />
entwickelnden kleinen Kernchen werden<br />
von Vögeln verbreitet; so sorgen<br />
sie an anderem Orte für neue Pflanzen.<br />
Der Samen, die dicken Wurzeln und<br />
auch die Blätter benutzt man schon seit<br />
Jahrhunderten in der Medizin. Da kann<br />
man staunen, wofür die Nesseln taugen!<br />
Vor allem die Körnchen enthalten<br />
den konzentrierten Wirkstoff, der die<br />
Verdauung auch beim Menschen aktivieren<br />
kann.<br />
Sogar die sexuellen Regungen würden<br />
durch sie stärker, hat schon der<br />
römischer Dichter Ovid im ersten Jahrhundert<br />
nach Christus gewusst.<br />
Auch die Bauern haben ihr Vieh mit<br />
den kleinen Nüssen gefüttert. Die Pferde<br />
seien so feuriger geworden, die Kühe<br />
hätten mehr Milch gegeben und die<br />
Hühner mehr Eier gelegt. –<br />
Mit dem Saft in den Nesselhärchen<br />
hat man früher – wie mit der Säure von<br />
lebenden Ameisen – Rheumakranke<br />
behandelt.<br />
73<br />
Sou sind ständig en paar Blare viull<br />
der Sunne taugekahrt. Sei seihnt ut as<br />
langgetuane Hiarten, se sind an der Iübbersiete<br />
deipgreune, an der Ungersiete<br />
etwas heller un hent starreke Odern bit<br />
an den Rand.<br />
Ungen an der Eere sind de Blaare<br />
grötter ase uaben, alle abber hent am<br />
Rande kräftige Tacken as ne Drumsia.<br />
In den iübbesten Blaardständen wassent<br />
dann ouk noch de Blaumen-<br />
Rispen, ungefähr as bie den Johanniskeïßen.<br />
Op eïner Staude finget me<br />
de Fruchtstände un ouk de Pollenspender.<br />
Späer giëtt et dann kleine Kerentiër,<br />
dei van den Vüelen opgenuammen<br />
un anderswou wiër fiür nigge<br />
Niëttelen suarrent.<br />
Dei Soot, dei dicken Wuartelen un<br />
ouk dei Blaare brüket me alt siet Johrhunderten<br />
in der Medizin. Me mutt<br />
staunen, woufiür dei Niëttelen nit alle<br />
giudd sind: Gerade de Soot het de konzentreïerte<br />
Kraft, dei den ganzen Verdauungsberiek<br />
ouk biem Menschen<br />
aanreget.<br />
Sougar de sexuellen Aanwandlungen<br />
wörtent dodiurrich kräftiger, het alt der<br />
römische Dichter Ovid im eïsten Johrhundert<br />
noh Christus gewußt.<br />
Ouk dei Bueren hent iarre Diëre met<br />
dian Nüeten gefauert. Iarre Pere wörent<br />
füeriger gewoort, de Käuh heent meïh<br />
Miëllik gegiaben un de Hauhnder meïh<br />
Eier gelacht. –<br />
Met diam Saap in den Hörtiërn van<br />
den Niëttelen het me freuher – as ouk<br />
met der Säure van den Kniephummelzen<br />
– Rheumakranke behandelt.