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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,4<br />

den Schein des Guten ohne Mark, Saft und Kraft, wenn sie unter Hochmut,<br />

Prahlerei und Eitelkeit entstehen und wachsen.<br />

Ehre und Würde sind dem Safran vergleichbar; er gedeiht kräftig und<br />

entwickelt sich üppig, wenn er mit Füßen getreten wird. Es <strong>ist</strong> keine<br />

Ehre, schön zu sein, wenn man sich damit brüstet; soll Schönheit angenehm<br />

wirken, dann darf sie nicht zur Schau getragen werden. Wissen<br />

entwürdigt, wenn es sich aufbläht und in Schulme<strong>ist</strong>erei entartet. Wer auf<br />

seinen Rang, auf seine Stellung und seinen Titel erpicht <strong>ist</strong>, setzt seine<br />

Forderungen genauester Prüfung und Kritik aus, macht sich verächtlich<br />

und gemein. So schön <strong>die</strong> Ehre <strong>ist</strong>, wenn sie uns als Geschenk zufällt, so<br />

häßlich wird sie, wenn man sich um sie bemüht, nach ihr verlangt und sie<br />

fordert. Wenn der Pfau sein Rad schlägt und <strong>die</strong> Federn spreizt, enthüllt<br />

er zugleich das Niedrigste. Die Blumen blühen, solange sie im Boden<br />

wurzeln; in der Hand verwelken sie. Die Alraune duftet lieblich <strong>von</strong><br />

weitem; kommt man ihr aber nahe, dann wird man <strong>von</strong> ihrem Geruch<br />

betäubt und krank. So erfreut auch eine Ehrung, wenn man sie nur <strong>von</strong><br />

weitem gewahrt, ohne sich dabei aufzuhalten oder um sie besorgt zu sein;<br />

hängt man aber an ihr, bläht man sich damit auf, dann wird sie häßlich<br />

und widerlich.<br />

Das Streben nach Tugend und <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> zu ihr machen uns allmählich<br />

selbst tugendhaft; das Streben nach Ehre und <strong>die</strong> Anhänglichkeit daran<br />

machen uns verächtlich und lächerlich. Vernünftige Menschen befassen<br />

sich nicht mit all dem kindischen Getue <strong>von</strong> Rangstufen, Ehren und<br />

Titeln. Sie haben anderes zu tun und überlassen das den Nichtstuern.<br />

Wer Perlen haben kann, behängt sich nicht mit Muscheln; wer nach Tugend<br />

strebt, kümmert sich nicht um äußere Ehren.<br />

Gewiß kann jeder, ohne <strong>die</strong> Demut zu verletzen, seinen Rang einnehmen<br />

und behalten, wenn er darauf kein besonderes Gewicht legt und nicht<br />

deswegen einen Streit anfängt. Die Geschäftsleute bringen aus Peru Gold<br />

und Silber mit, aber auch Affen und Papageien; sie kosten nicht viel und<br />

belasten das Schiff kaum. So nehmen auch Menschen, <strong>die</strong> nach Tugend<br />

streben, Rang und Ehren an, <strong>die</strong> ihnen zustehen, wenn sie darauf nicht<br />

viel Sorge und Aufmerksamkeit verwenden müssen, wenn es weder Unruhe,<br />

Aufregung noch Streit verursacht. Ich meine damit freilich nicht<br />

Persönlichkeiten, deren Würde <strong>die</strong> Öffentlichkeit betrifft, noch bestimmte<br />

Fälle, <strong>die</strong> wichtige Folgen haben können; dann muß man freilich auf<br />

dem bestehen, was einem gebührt, aber mit Klugheit und Takt, gepaart<br />

mit <strong>Liebe</strong> und Höflichkeit.

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