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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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Vorwort<br />

29<br />

stellers <strong>ist</strong> ein guter Weg zu lernen das Studium, ein besserer das Hören,<br />

der beste aber das Lehren. Oft, schreibt der hl. Augustinus, empfängt<br />

man, indem man gibt. Wer zu lehren hat, <strong>ist</strong> zu lernen gezwungen.<br />

Alexander der Große ließ <strong>die</strong> schöne Kampaspe, <strong>die</strong> ihm sehr teuer<br />

war, <strong>von</strong> Apelles malen. Dabei mußte <strong>die</strong>ser sie eingehend betrachten; so<br />

bohrte sich <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> zu ihr um so tiefer in sein Herz hinein, je deutlicher<br />

er ihre Züge auf seinem Gemälde ausführte. Bald liebte er sie so leidenschaftlich,<br />

daß Alexander es merkte. Aus Mitleid gab er sie ihm zur Ehe<br />

und begab sich seiner treuen Freundin aus <strong>Liebe</strong> zu Apelles. Damit, sagt<br />

Plinius, bewies er seine Seelengröße ebenso, als hätte er eine große Schlacht<br />

gewonnen. So scheint <strong>Gott</strong> <strong>von</strong> mir als Bischof zu verlangen, daß ich<br />

nicht nur <strong>die</strong> gewöhnlichen Tugenden in <strong>die</strong> Herzen der Menschen zeichne,<br />

sondern auch <strong>die</strong> Frömmigkeit, <strong>die</strong> ihm so teuer <strong>ist</strong>, <strong>die</strong> er sehr liebt.<br />

Ich will es gern unternehmen, um ihm zu gehorchen und meine Pflicht zu<br />

erfüllen, aber auch, weil ich hoffe, daß mein Herz in heiliger <strong>Liebe</strong> zur<br />

Frömmigkeit entflammt werde, wenn ich sie in <strong>die</strong> Herzen anderer einzuprägen<br />

suche. Sieht <strong>Gott</strong> mich aber <strong>von</strong> der <strong>Liebe</strong> zu ihr erfaßt, dann<br />

wird er mich ihr gewiß auf ewig vermählen.<br />

Weil <strong>die</strong> schöne, keusche Rebekka <strong>die</strong> Kamele Isaaks tränkte, wurde<br />

sie zu seiner Gemahlin erkoren und empfing <strong>von</strong> ihm goldene Ohrgehänge<br />

und Armspangen. Ich führe <strong>Gott</strong>es geliebte Schäflein zu den heiligen<br />

Wassern der Frömmigkeit; darum erhoffe ich mir <strong>von</strong> seiner unermeßlichen<br />

Güte, daß er meine Seele zu seiner Braut erhebe, an mein Ohr<br />

<strong>die</strong> goldenen Worte seiner heiligen <strong>Liebe</strong> dringen lasse und meinen Armen<br />

<strong>die</strong> Kraft verleihe, <strong>die</strong>se <strong>Liebe</strong> auch in der Tat zu verwirklichen;<br />

denn darin besteht doch das Wesen der wahren Frömmigkeit. So bitte ich<br />

seine göttliche Majestät, <strong>die</strong>se Frömmigkeit den Kindern seiner Kirche<br />

zu verleihen, der ich ja für immer meine Schriften, meine Handlungen,<br />

meine Worte, mein Wollen und mein Denken unterwerfe.<br />

Annecy, am Fest der hl. Magdalena l609.

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