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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,35<br />

191<br />

ihrer Beschauung das Herz des himmlischen Bräutigams entzückte. Aber<br />

es hat mich nicht weniger erfreut, sie in der Küche ihres Vaterhauses<br />

demütig das Feuer im Herd anmachen, Fleisch zubereiten, Brot backen<br />

und <strong>die</strong> unbedeutendsten Hausarbeiten mit einem Herzen voll <strong>Liebe</strong><br />

gegen <strong>Gott</strong> verrichten zu sehen. Und ich schätzte <strong>die</strong> kleinen und schlichten<br />

Gedanken, <strong>die</strong> sie bei <strong>die</strong>sen niedrigen und gewöhnlichen Arbeiten hegte,<br />

nicht minder hoch als <strong>die</strong> Ekstasen und Verzückungen, mit denen sie<br />

oft begnadet war, vielleicht nur als Belohnung für <strong>die</strong>se Demut und Bescheidenheit.<br />

Ihre Gedanken aber waren <strong>die</strong>: Sie stellte sich vor, daß sie<br />

das Mahl wie <strong>die</strong> hl. Marta für den Heiland bereite statt für ihren Vater,<br />

sie sah in ihrer Mutter Unsere liebe Frau, in ihren Brüdern <strong>die</strong> Apostel.<br />

So ermunterte sie sich, im Ge<strong>ist</strong> dem ganzen himmlischen Hof zu <strong>die</strong>nen<br />

und verrichtete <strong>die</strong>se gewöhnlichen Arbeiten mit so großer <strong>Liebe</strong>, weil<br />

sie in ihnen den Willen <strong>Gott</strong>es erkannte. Ich habe <strong>die</strong>ses Beispiel angeführt,<br />

um dir zu zeigen, wie wichtig es <strong>ist</strong>, alle Handlungen, so unscheinbar<br />

sie auch sein mögen, dem Dienst der göttlichen Majestät zu weihen.<br />

Dafür empfehle ich dir eindringlich <strong>die</strong> <strong>von</strong> Salomo so gepriesene starke<br />

Frau als Vorbild; wie er sagt, legt sie Hand an Großes, Erhabenes und<br />

Wichtiges, ohne darüber das Spinnen zu unterlassen: „Sie hat <strong>die</strong> Hand<br />

an Großes gelegt, ihre Finger fassen <strong>die</strong> Spindel“ (Spr 31,19). Lege <strong>die</strong><br />

Hand an Großes, übe dich im innerlichen Gebet, in der Betrachtung,<br />

empfange <strong>die</strong> Sakramente, flöße anderen <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> zu <strong>Gott</strong> ein, senke in<br />

ihre Herzen gute Regungen, wirke Großes und Wichtiges je nach deinem<br />

Beruf; darüber aber vergiß nicht deinen Spinnrocken und deine Spindel,<br />

d. h. übe <strong>die</strong> kleinen und bescheidenen Tugenden, <strong>die</strong> wie Blumen am<br />

Fuß des Kreuzes wachsen: Armen<strong>die</strong>nst, Krankenbesuche, gewissenhafte<br />

Sorge für <strong>die</strong> eigene Familie mit allem, was dazu gehört, fleißige Arbeit,<br />

<strong>die</strong> dich nie müßig sein läßt. In all <strong>die</strong>s flicht ähnliche Gedanken<br />

ein, wie ich sie <strong>von</strong> der hl. Katharina erzählte.<br />

Die großen Gelegenheiten, <strong>Gott</strong> zu <strong>die</strong>nen, sind selten: kleine gibt es<br />

immer. Wer aber im Kleinen treu <strong>ist</strong>, sagt der Heiland, den wird man<br />

über Großes setzen (Mt 25,21). Verrichte also alles im Namen <strong>Gott</strong>es<br />

(Kol 3,17) und es wird gut getan sein. Ob du ißt oder trinkst (1 Kor<br />

10,31), dich erholst oder am Herd stehst: wenn du deine Arbeit gut verrichtest,<br />

wirst du großen Nutzen vor <strong>Gott</strong> haben, wenn du alles tust, weil<br />

<strong>Gott</strong> es <strong>von</strong> dir verlangt.

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