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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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66<br />

I,23<br />

23. Kapitel<br />

Wir müssen uns <strong>von</strong> der Anhänglichkeit<br />

an Unnützes und Gefährliches reinigen. 1<br />

Spiele und Tänze, Gastmähler, Festlichkeiten und Schauspiele, <strong>die</strong>s<br />

alles <strong>ist</strong> seiner Natur nach nicht schlecht, sondern gleichgültig; es kann<br />

zum Guten wie zum Bösen gebraucht werden. Eine gewisse Gefahr steckt<br />

aber immer in <strong>die</strong>sen Dingen; besonders gefährlich <strong>ist</strong> <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> zu ihnen.<br />

Ich sage also: Wenn es auch erlaubt <strong>ist</strong>, zu spielen, zu tanzen, sich zu<br />

putzen, anständige Schauspiele anzusehen, an einem Festessen teilzunehmen,<br />

so <strong>ist</strong> es doch der Frömmigkeit abträglich, ja äußerst schädlich<br />

und gefährlich, eine Vorliebe dafür zu haben. Es <strong>ist</strong> nicht schlecht, <strong>die</strong>s<br />

alles zu tun, aber es <strong>ist</strong> schlecht, daran zu hängen. Unser Herz <strong>ist</strong> zu<br />

kostbar, um auf seinem Boden solch eitle und dumme <strong>Liebe</strong> zu säen. Sie<br />

nimmt guten Eindrücken den Raum und hindert uns, <strong>die</strong> ganze Kraft<br />

unserer Seele auf gute Neigungen zu verwenden.<br />

Die alten Nasiräer enthielten sich nicht nur berauschender Getränke,<br />

sondern auch der Trauben, ja sogar unreifer Trauben; nicht etwa weil<br />

reife oder unreife Trauben berauschen könnten, sondern weil zu befürchten<br />

<strong>ist</strong>, daß das Verkosten unreifer Trauben das Verlangen nach reifen<br />

Trauben weckt, der Genuß der Trauben aber Appetit nach Most und<br />

Wein hervorruft.<br />

Ich sage nicht, daß der Gebrauch jener gefährlichen Dinge unerlaubt<br />

sei, wohl aber, daß wir keine Vorliebe für sie haben können, ohne <strong>die</strong><br />

Frömmigkeit in Frage zu stellen.<br />

Ist der Hirsch zu fe<strong>ist</strong> geworden, so verbirgt er sich im Gebüsch; er<br />

fühlt, daß ihm bei einer Verfolgung ihm das Fett im Laufen hinderlich<br />

wäre. Wird das Herz mit der <strong>Liebe</strong> zu unnützen, überflüssigen und gefährlichen<br />

Dingen belastet, dann kann es gewiß nicht mehr rasch, leicht<br />

und beweglich seinem <strong>Gott</strong> entgegeneilen; gerade darin aber besteht <strong>die</strong><br />

Frömmigkeit.<br />

Kleine Kinder laufen geschäftig und voll Eifer hinter Schmetterlingen<br />

her. Daran stößt sich niemand; es sind eben Kinder. Aber <strong>ist</strong> es nicht<br />

lächerlich, ja beklagenswert zu sehen, wie erwachsene Menschen sich um<br />

solcher Kleinigkeiten willen ereifern? Sie sind nicht nur unnütz, sondern<br />

setzen uns außerdem der Gefahr aus, daß wir <strong>die</strong> Grenzen überschreiten,<br />

wenn wir hastig hinter ihnen her sind.

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