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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,7<br />

und ge<strong>ist</strong>ige Gut den äußeren Gütern vorzuziehen. Wir müssen für unseren<br />

Ruf sorgen, dürfen ihn aber nicht vergöttern; gewiß sollen wir in den<br />

Augen der Guten nicht mißfallen, wir dürfen aber nicht danach fragen,<br />

ob wir den Schlechten gefallen. Der Bart <strong>ist</strong> eine Zierde des Mannes, das<br />

Haar eine Zierde der Frau; reißt man <strong>die</strong> Haare aus, dann werden sie<br />

kaum wieder nachwachsen, schneidet oder rasiert man sie nur ab, dann<br />

kommen sie wieder, noch dichter und stärker. So brauchen wir uns auch<br />

nicht zu beunruhigen, wenn unser Ruf durch böse Zungen gleich scharfen<br />

Rasiermessern, wie David (Ps 52,2) sagt, abgeschnitten oder wegrasiert<br />

wird; er wird wiederkommen, schöner und kräftiger als vorher.<br />

Haben uns aber Laster, Feigheit oder schlechtes Leben den Ruf geraubt,<br />

so <strong>ist</strong> er schwerlich wieder herzustellen, denn seine Wurzeln sind ausgerissen.<br />

Die Wurzeln des guten Rufes sind Güte und Rechtschaffenheit;<br />

solange sie in uns sind, können sie immer <strong>die</strong> uns gebührende Ehre neu<br />

erstehen lassen.<br />

Eine sinnlose Unterhaltung, eine unnötige Beschäftigung, eine leichtfertige<br />

Freundschaft, einen anrüchigen Bekanntenkreis muß man aufgeben,<br />

wenn sie dem Ruf schaden, denn der gute Ruf <strong>ist</strong> mehr wert als jede<br />

leere Befriedigung. Schimpft man aber über uns, verleumdet man uns<br />

wegen unseres Strebens nach Frömmigkeit, nach ge<strong>ist</strong>lichem Fortschritt<br />

und nach den ewigen Gütern, dann lassen wir doch ruhig <strong>die</strong> Hunde den<br />

Mond anbellen! Wenn es ihnen auch gelingt, unseren Ruf zu schädigen,<br />

uns sozusagen Haare und Bart abzuschneiden, so wird er doch wiederkommen<br />

und das Messer der üblen Nachrede wird unserer Ehre <strong>die</strong>nen,<br />

wie das Winzermesser dem Weinstock, der um so reichere Frucht trägt.<br />

Richten wir unsere Augen immer auf den gekreuzigten Jesus. Unser<br />

Leben in seinem Dienst soll vertrauensvoll und einfach sein, gleichzeitig<br />

aber weise und taktvoll. Er wird unseren Ruf schützen; und wenn er<br />

zuläßt, daß <strong>die</strong>ser uns genommen wird, dann tut er es nur, um uns einen<br />

noch besseren Ruf zu geben oder um uns in der heiligen Demut zu fördern,<br />

<strong>von</strong> der eine Unze mehr wert <strong>ist</strong> als tausend Pfund Ehre.<br />

Tadelt man uns ungerechter Weise, so setzen wir der Verleumdung in<br />

Ruhe <strong>die</strong> Wahrheit entgegen; bleibt man beim Tadel, so bleiben wir in<br />

Demut und vertrauen <strong>Gott</strong> mit unserer Seele auch unseren Ruf an; wir<br />

können ihn nicht besser sichern. Dienen wir <strong>Gott</strong> nach dem Vorbild des<br />

hl. Paulus (2 Kor 6,8) durch den guten wie durch den schlechten Ruf,<br />

damit wir wie David beten können: „Mein <strong>Gott</strong>, für Dich hat Schamröte

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