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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,38<br />

199<br />

deine Schönheit und Anmut lobt, muß dir verdächtig sein; denn wer eine<br />

Ware lobt, <strong>die</strong> er nicht kaufen kann, <strong>ist</strong> gewöhnlich sehr versucht, sie zu<br />

stehlen. Wer aber den Schmeicheleien für dich geringschätzige Worte<br />

über deinen Mann hinzufügt, beleidigt dich in gröbster Weise. Die Sache<br />

<strong>ist</strong> ganz klar: er will dich nicht nur verderben, sondern hält dich schon für<br />

halb verdorben; denn ein Handel <strong>ist</strong> schon zur Hälfte mit dem zweiten<br />

Käufer abgeschlossen, wenn man des ersten überdrüssig wird. Wie früher<br />

pflegen auch heute noch <strong>die</strong> Frauen Perlen als Ohrgehänge zu tragen;<br />

Plinius behauptet, es sei der Freude am Klirren wegen, wenn sie aufeinanderschlagen.<br />

Ich denke aber, daß der große <strong>Gott</strong>esfreund Isaak der<br />

keuschen Rebekka als erstes Zeichen seiner <strong>Liebe</strong> Ohrgehänge sandte<br />

(Gen 24,22), um zu sagen, daß <strong>die</strong>ser geheimnisvolle Schmuck auf das<br />

hinwe<strong>ist</strong>, was dem Mann an einer Frau zuerst gehören und was sie ihm<br />

treu bewahren muß, nämlich ihr Ohr, damit kein anderes Wort und kein<br />

Laut dort Zutritt erhalte als der freundliche und liebenswürdige Klang<br />

reiner und keuscher Worte, <strong>die</strong> den morgenländischen Perlen der Heiligen<br />

Schrift vergleichbar sind. Man halte sich stets vor Augen, daß <strong>die</strong><br />

Seele durch das Ohr vergiftet wird, wie der Leib durch den Mund.<br />

<strong>Liebe</strong> und Treue, miteinander verbunden, erzeugen stets <strong>die</strong> Vertraulichkeit<br />

und das Vertrauen. Deshalb liebkosten verheiratete Heilige<br />

einander gern in liebevoller aber keuscher Weise, zärtlich aber ohne<br />

Falsch. So konnten Isaak und Rebekka, das keuscheste Ehepaar der alten<br />

Zeit, am Fenster gesehen werden, wie sie einander in allen Ehren innig<br />

liebkosten, so daß Abimelech sie als Eheleute betrachten mußte. Der<br />

große hl. Ludwig, ebenso streng gegen sich selbst wie liebevoll gegen<br />

seine Gemahlin, wurde seiner überströmenden Liebkosungen wegen fast<br />

getadelt. Eher hätte er dafür Lob ver<strong>die</strong>nt, da er sich trotz seines kriegerischen<br />

und tapferen Wesens zu <strong>die</strong>sen kleinen Gefälligkeiten herabließ,<br />

<strong>die</strong> für <strong>die</strong> Erhaltung der ehelichen <strong>Liebe</strong> notwendig sind. Wenn <strong>die</strong>se<br />

kleinen Beweise einer reinen und aufrichtigen Freundschaft auch nicht<br />

gerade <strong>die</strong> Herzen aneinander ketten, so bringen sie <strong>die</strong>se doch einander<br />

nahe und sind eine angenehme Beigabe der Lebensgemeinschaft.<br />

Als <strong>die</strong> hl. Monika den hl. Augustinus unter ihrem Herzen trug, weihte<br />

sie ihn wiederholt der chr<strong>ist</strong>lichen Religion und dem Dienst der Ehre<br />

<strong>Gott</strong>es. Er selbst bezeugt, daß er <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> <strong>Gott</strong>es schon im Mutterschoß<br />

verkostete. Das <strong>ist</strong> eine ernste Mahnung an <strong>die</strong> chr<strong>ist</strong>lichen Frauen, <strong>die</strong><br />

Frucht ihres Leibes der göttlichen Majestät aufzuopfern, noch ehe sie das

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