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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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V,11 u. 12<br />

255<br />

11. Kapitel<br />

Zweite Erwägung: Die Erhabenheit der Tugenden.<br />

Erwäge, daß einzig <strong>die</strong> Tugenden und <strong>die</strong> Frömmigkeit deiner Seele in<br />

<strong>die</strong>sem Leben Zufriedenheit schenken können. Sieh, wie schön sie sind.<br />

Vergleiche <strong>die</strong> Tugenden mit den Lastern, <strong>die</strong> ihnen entgegengesetzt sind:<br />

<strong>die</strong> Geduld mit der Rachsucht, <strong>die</strong> Sanftmut mit Zorn und Ärger, <strong>die</strong><br />

Demut mit Frechheit und Ehrsucht, <strong>die</strong> Freigiebigkeit mit dem Geiz, <strong>die</strong><br />

<strong>Liebe</strong> mit dem Neid, <strong>die</strong> Mäßigkeit mit der Ausschweifung.<br />

Die Tugenden haben <strong>die</strong> wundersame Wirkung, daß ihre Übung <strong>die</strong><br />

Seele mit unvergleichlicher Wonne und Freude erfüllt, während <strong>die</strong> Laster<br />

sie erschöpft und zerschlagen zurücklassen. Fangen wir also an! Warum<br />

wagen wir nicht den Aufstieg zu <strong>die</strong>sen Herrlichkeiten?<br />

Wer <strong>von</strong> den Lastern nur einige hat, <strong>ist</strong> unzufrieden, wer viel da<strong>von</strong> hat,<br />

erst recht. Wer aber <strong>von</strong> den Tugenden nur ein wenig besitzt, empfindet<br />

daran schon Freude, <strong>die</strong> immer größer wird, je weiter er vorankommt.<br />

Frommes Leben, wie schön, wie wohltuend und lieblich b<strong>ist</strong> du! Du milderst<br />

<strong>die</strong> Trübsal und vermehrst <strong>die</strong> Schönheit der Freuden. Ohne dich<br />

<strong>ist</strong> das Gute wertlos und <strong>die</strong> Vergnügungen sind voll Unruhe, Verwirrung<br />

und Schwäche. Wer dich kennt, kann wohl mit der Samariterin sagen:<br />

„Herr, gib mir <strong>von</strong> <strong>die</strong>sem Wasser!“ (Joh 4,15). Diesen Gebetsruf pflegten<br />

<strong>die</strong> heilige Mutter Theresia und <strong>die</strong> hl. Katharina <strong>von</strong> Genua oft zu<br />

sprechen, wenngleich aus verschiedenem Anlaß.<br />

12. Kapitel<br />

Dritte Erwägung: Das Beispiel der Heiligen.<br />

Betrachte das Beispiel der verschiedenen Heiligen; was haben sie alles<br />

getan, um <strong>Gott</strong> zu lieben und fromm zu leben!<br />

Sieh <strong>die</strong> Märtyrer: Sie waren unüberwindlich in ihrer Standhaftigkeit.<br />

Welche Qualen haben sie erduldet, um ihre Entschlüsse zu halten! Die<br />

herrlichen Blüten der Jungfrauen und Frauen: weißer als Lilien in ihrer<br />

Reinheit, leuchtender als Rosen in ihrer <strong>Liebe</strong>, haben <strong>die</strong> einen mit zwölf<br />

Jahren, andere mit dreizehn, fünfzehn, zwanzig, fünfundzwanzig Jahren<br />

lieber tausendfache Qualen erduldet, als den Glauben zu verleugnen oder<br />

auch nur auf ihr frommes Leben zu verzichten. Die einen starben lieber,

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