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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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IV,6<br />

219<br />

che Bewegungsfreiheit besitzen, d. h. ob sie noch ihre Aufgabe erfüllen<br />

und der Versuchung wie der Lust ihre Zustimmung verweigern. Solange<br />

sich noch <strong>die</strong>se Weigerung regt, haben wir <strong>die</strong> Gewißheit, daß <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong><br />

noch in der Seele lebendig <strong>ist</strong>, daß Jesus unser Heiland sich noch in unserer<br />

Seele aufhält, wenn auch unsichtbar verborgen; durch inständiges<br />

Beten, häufigen Empfang der heiligen Sakramente und <strong>Gott</strong>vertrauen<br />

wird unsere Kraft sich wieder erneuern und volles, freudiges Leben uns<br />

wieder beseelen.<br />

6. Kapitel<br />

W ie können Versuchung und Lust Sünde sein?<br />

Die Prinzessin, <strong>von</strong> der wir sprachen, trifft keine Schuld an dem unanständigen<br />

Antrag, der ihr gegen ihren Willen gemacht wurde. Wäre sie<br />

dem, der um ihre Gunst warb, auch nur im geringsten entgegengekommen,<br />

so wäre sie ohne Zweifel mitschuldig und ver<strong>die</strong>nte Tadel und Strafe,<br />

wenn sie auch noch so sehr <strong>die</strong> Beleidigte spielen wollte.<br />

So kann zuweilen schon <strong>die</strong> Versuchung selbst Sünde sein, weil wir sie<br />

verursacht haben. Ich weiß z. B., daß ich beim Spielen leicht zornig werde<br />

und fluche; das Spielen bringt mich in <strong>die</strong>se Versuchung. Dann sündige<br />

ich, sooft ich spiele, und bin schuld an allen Versuchungen, <strong>die</strong> mir<br />

beim Spielen kommen. Ich weiß, daß bestimmte Gesellschaften mich in<br />

Versuchung führen und zu Fall bringen; gehe ich freiwillig hin, so bin ich<br />

ohne Zweifel verantwortlich für alle Versuchungen, <strong>die</strong> dort über mich<br />

kommen werden.<br />

Wenn <strong>die</strong> Lust, <strong>die</strong> aus der Versuchung entsteht, zurückgewiesen werden<br />

kann, <strong>ist</strong> es Sünde, sie anzunehmen; <strong>die</strong> Sünde <strong>ist</strong> groß oder gering, je<br />

nach dem Grad und der Dauer der Freude daran. Es wäre gewiß schlecht<br />

<strong>von</strong> jener Prinzessin, wenn sie den schmutzigen, unehrbaren Antrag nicht<br />

nur anhörte, sondern nachher noch mit Freude darüber nachdächte. Will<br />

sie auch das Schlechte nicht wirklich ausführen, das ihr angetragen wird,<br />

so hat sie ihm doch ge<strong>ist</strong>igerweise ihr Herz zugewandt durch das Wohlgefallen<br />

daran. Es <strong>ist</strong> aber immer unanständig, wenn Herz und Sinne sich<br />

mit Unehrbarem beschäftigen; ja, <strong>die</strong> Unlauterkeit liegt gerade darin,<br />

daß das Herz dafür eingenommen wird, denn der Leib kann gar nicht<br />

sündigen, wenn es nicht zustimmt.

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