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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,11<br />

137<br />

ihnen bestimmten Vorgesetzten. Du mußt auch weltlichen Obrigkeiten<br />

gehorchen; dem Staatsoberhaupt und den rechtmäßigen Behörden des<br />

Landes; ferner deinen persönlichen Vorgesetzten: dem Vater, der Mutter,<br />

den Lehrern. Man spricht hier <strong>von</strong> Pflichtgehorsam, weil sich keiner<br />

der Verpflichtung entziehen darf, <strong>die</strong>sen Vorgesetzten zu gehorchen; sie<br />

haben ihre Gewalt zu befehlen und zu regieren <strong>von</strong> <strong>Gott</strong>, jeder in seinem<br />

Bereich. Tu also, was sie anordnen, das <strong>ist</strong> deine Pflicht.<br />

Willst du aber vollkommen sein, dann folge auch ihren Ratschlägen,<br />

Wünschen und Meinungen, soweit <strong>Liebe</strong> und Klugheit es zulassen. Gehorche,<br />

wenn sie Angenehmes befehlen, z. B. zu essen oder sich zu erholen;<br />

obwohl es zu <strong>die</strong>sem Gehorsam keiner großen Tugend bedarf, wäre<br />

der Ungehorsam doch ein grober Fehler. Gehorche in gleichgültigen<br />

Dingen, z. B. <strong>die</strong>ses oder jenes Kleid zu tragen, den einen oder anderen<br />

Weg zu gehen, zu singen oder zu schweigen, und es wird ein sehr lobenswerter<br />

Gehorsam sein. Gehorche aber auch in schwierigen, unangenehmen<br />

und beschwerlichen Dingen, dann wird dein Gehorsam vollkommen<br />

sein. Gehorche endlich ruhig, ohne Widerrede, rasch, ohne<br />

Zögern, freudig und ohne Ärger; besonders aber gehorche liebevoll, aus<br />

<strong>Liebe</strong> zu dem, der gehorsam ward bis zum Tod am Kreuz (Phil 2,8), der<br />

lieber das Leben aufgeben wollte als den Gehorsam, wie der hl. Bernhard<br />

sagt.<br />

Damit du deinen Vorgesetzten leichter gehorchen lernst, gib gern dem<br />

Willen Gleichgestellter nach; füge dich ihren Ansichten, soweit sie nicht<br />

schlecht sind, ohne streitsüchtig oder rechthaberisch zu sein. Passe dich<br />

auch gerne den Wünschen deiner Untergebenen an, soweit es <strong>die</strong> Vernunft<br />

zuläßt, ohne herrisch Gewalt über sie auszuüben, solange sie gut<br />

sind.<br />

Es <strong>ist</strong> falsch zu glauben, daß man im Kloster leichter gehorchen würde,<br />

wenn man nur schwer und widerwillig denen Gehorsam le<strong>ist</strong>et, <strong>die</strong> <strong>Gott</strong><br />

über uns gesetzt hat.<br />

Freiwilligen Gehorsam nennen wir jenen, zu dem wir uns aus freien<br />

Stücken verpflichten, ohne daß ihn ein anderer uns auferlegt. Man kann<br />

sich gewöhnlich nicht seinen Fürsten oder Bischof, Vater oder Mutter<br />

aussuchen, oft nicht einmal den Gatten, wohl aber den Beichtvater und<br />

Seelenführer. Ob man sich nun durch ein Gelübde zum Gehorsam gegen<br />

ihn verpflichtet (wie <strong>die</strong> hl. Theresia, <strong>die</strong> außer dem feierlich gelobten<br />

Ordensgehorsam sich noch durch ein einfaches Gelübde zum Gehorsam<br />

gegen Pater Gracian verpflichtete) oder ohne Gelübde einem Menschen

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