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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,19<br />

als ob wir ein Zuviel an <strong>Liebe</strong> besäßen. Dieser große <strong>Gott</strong>, der sich als<br />

Dank für unsere Erschaffung, Erhaltung und Erlösung <strong>die</strong> ganze <strong>Liebe</strong><br />

unserer Seele vorbehalten hat, wird strenge Rechenschaft verlangen über<br />

<strong>die</strong>se närrischen Abwege, <strong>die</strong> wir gehen. Wenn er schon <strong>die</strong> unnützen<br />

Worte genau prüft (Mt 12,36), wie wird er es erst halten mit den nutzlosen,<br />

frechen, verrückten und unheilvollen Freundschaften!<br />

Wenn ein Nußbaum in einem Weinberg oder in einer Wiese steht,<br />

schadet er den anderen Pflanzen, weil er bei seiner Größe der Erde viele<br />

Säfte entzieht, außerdem <strong>ist</strong> seine Krone so dicht, daß sie einen schweren,<br />

dunklen Schatten wirft. Schließlich zieht er noch <strong>die</strong> Vorübergehenden<br />

an, <strong>die</strong> rings um ihn den Boden zertreten und verwüsten, wenn sie <strong>die</strong><br />

Nüsse herunterschlagen. Gleichen Schaden richten <strong>Liebe</strong>leien in der Seele<br />

an; sie beschäftigen und bewegen <strong>die</strong> Seele so sehr, daß sie keine Kraft<br />

mehr für das Gute hat. Die Blätter, das sind hier <strong>die</strong> Unterhaltungen,<br />

Spielereien und das Getändel, stehen so dicht, daß sie alle freie Zeit in<br />

Anspruch nehmen. Und schließlich ziehen sie so viele Versuchungen,<br />

Zerstreuungen, Verdächtigungen und andere Folgen nach sich, daß das<br />

Herz <strong>von</strong> ihnen völlig zertreten und verwüstet wird.<br />

Mit einem Wort: <strong>die</strong>se <strong>Liebe</strong>leien verdrängen nicht nur <strong>die</strong> <strong>Gott</strong>esliebe,<br />

sondern auch noch <strong>die</strong> <strong>Gott</strong>esfurcht aus dem Herzen, entnerven den<br />

Ge<strong>ist</strong>, schwächen den guten Ruf; kurz, sie gelten im weltlichen Treiben<br />

als Spielerei, sind aber in Wirklichkeit eine Pest für das Herz.<br />

19. Kapitel<br />

Die echten Freundschaften.<br />

<strong>Liebe</strong> jeden mit echter, starker Nächstenliebe; Freundschaft dagegen<br />

schenke nur solchen, <strong>die</strong> mit dir Verbindung in wertvollen Dingen aufnehmen<br />

können. Je höher <strong>die</strong> Werte sind, <strong>die</strong> ihr einander mitteilt, um so<br />

vollkommener wird eure Freundschaft sein. Wenn ihr eure wissenschaftlichen<br />

Kenntnisse austauscht, so <strong>ist</strong> eure Freundschaft gewiß lobenswert;<br />

noch besser <strong>ist</strong> sie, wenn ihr einander zur Tugend der Klugheit, der taktvollen<br />

Mäßigung, der Stärke und Gerechtigkeit aneifert; wenn ihr einander<br />

aber <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong>, <strong>die</strong> Frömmigkeit, <strong>die</strong> chr<strong>ist</strong>liche Vollkommenheit<br />

vermittelt, wie wertvoll wird dann eure Freundschaft sein! Sie wird eine<br />

ausgezeichnete sein, weil sie <strong>von</strong> <strong>Gott</strong> kommt, weil sie auf <strong>Gott</strong> hinzielt,

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