Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe
Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe
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Anm. zum II. Teil<br />
der Gnade ein geeignetes Feld, macht unsere Seele empfänglich für <strong>die</strong><br />
geheimnisvolle, umwälzende, reinigende und erhebende Tätigkeit <strong>Gott</strong>es<br />
in uns.<br />
Daraus geht hervor, daß <strong>die</strong>ses innerliche Gebet fortdauern muß, um<br />
unser ganzes Leben zu durchdringen; freilich braucht es auch seine besonderen<br />
Brennpunkte, um immer <strong>von</strong> neuem an den Gluten göttlicher <strong>Liebe</strong><br />
angefacht zu werden. Deshalb <strong>die</strong> Notwendigkeit einer bestimmten Betrachtungszeit<br />
(vgl. Anm. 3 u. 4, außerdem Kapitel 2-9), das Gebetsleben soll<br />
aber all unser Tun begleiten (vgl. Anm. 2, Kapitel 12 u. 13).<br />
Der Heilige strebt eine Reinigung der Seele <strong>von</strong> innen heraus an; seine<br />
Methode <strong>ist</strong> nicht <strong>die</strong> systematische Zerstörung eines Fehlers nach dem<br />
anderen, sondern <strong>die</strong> Angleichung unserer Herzensgesinnung an <strong>die</strong> des<br />
Heilands; dadurch fällt wie selbstverständlich alles, was <strong>Gott</strong> mißfällt. Daher<br />
auch seine stets wiederkehrende Parole: „Es lebe Jesus in unseren<br />
Herzen!“ (vgl. Weihegebet, 1/24 und besonders 3/23, wo er ausdrücklich<br />
seine Methode mit der anderer Lehrer des ge<strong>ist</strong>lichen Lebens vergleicht.)<br />
2. <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> <strong>Sales</strong> will eine chr<strong>ist</strong>ozentrische, d. h. auf Chr<strong>ist</strong>us hingeordnete<br />
Frömmigkeit; so war sie im Urchr<strong>ist</strong>entum, so prägt sie der hl. Paulus<br />
den ersten Chr<strong>ist</strong>en in verschiedenen Wendungen ein; das Evangelium setzt<br />
sie ebenfalls voraus (vgl. <strong>die</strong> Parabeln vom Weinstock, vom Guten Hirten,<br />
<strong>die</strong> Reden Jesu im Johannes-Evangelium). Durch <strong>die</strong> Gnade sind wir tatsächlich<br />
mit Chr<strong>ist</strong>us als Haupt engstens verbunden, wir sollen es auch mit<br />
Ge<strong>ist</strong> und Herz sein durch den ständigen Gebetsverkehr mit ihm. Damit<br />
wird <strong>die</strong> jeden Chr<strong>ist</strong>en verpflichtende Nachfolge Chr<strong>ist</strong>i sowohl innerliche<br />
als auch sichtbare Wirklichkeit.<br />
3. Das beste Betrachtungsbuch über das Leben Jesu wird stets das Evangelium<br />
sein; es gibt da<strong>von</strong> eine Reihe guter, teilweise auch preiswerter Ausgaben.<br />
Man kann auch ein Buch über das Leben Jesu nehmen oder<br />
Betrachtungen über das Leben Jesu (z. B. <strong>von</strong> Meschler, Hoppe u. a.).<br />
4. Die Dauer <strong>von</strong> einer Stunde darf nicht zu eng genommen werden; in<br />
Briefen spricht <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> <strong>Sales</strong> <strong>von</strong> einer halben Stunde (vgl. Brief vom 21.<br />
11. 1604, vom 8. 6. 1606; <strong>von</strong> Mutter Chaugy erfahren wir, daß er dem<br />
Fräulein Favre nur eine Viertelstunde vorschrieb; vgl. E. Couturier, L’ Oeuvre<br />
littèraire de la Mère Chaugy, 1933, S. 102). Die Dauer der Betrachtung<br />
wird sich eben nach den Umständen und Möglichkeiten richten.<br />
5. Kapitel<br />
1. Die Erwägungen sind also nicht Selbstzweck, <strong>die</strong> Betrachtung <strong>ist</strong> kein<br />
Studium; ihre Aufgabe <strong>ist</strong> es, das Herz zu Affekten anzuregen, <strong>die</strong> sich im<br />
Herzensgebet und im Willen zur religiösen Tat äußern.<br />
6. Kapitel<br />
1. Die Betrachtung nach <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> <strong>Sales</strong> <strong>ist</strong> gewiß gefühlsbetont; er weiß<br />
um <strong>die</strong> Macht des Affektlebens, aber auch um seine Gefahren, wenn <strong>die</strong><br />
Gefühle in sich eingekapselt bleiben, nur <strong>die</strong> Phantasie erhitzen und nicht<br />
im religiösen Tun ihren Ausdruck finden, oder wenn sie zum Selbstzweck