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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,8<br />

129<br />

mein Antlitz bedeckt“ (Ps 69,8). Ich nehme aber gewisse Verbrechen<br />

aus, <strong>die</strong> so grauenhaft und schrecklich sind, daß niemand eine solche<br />

Verleumdung auf sich ruhen lassen darf, wenn er sich da<strong>von</strong> mit Recht<br />

freisprechen kann. Ich nehme auch bestimmte Personen aus, <strong>von</strong> deren<br />

Ruf <strong>die</strong> Erbauung vieler abhängt; in <strong>die</strong>sem Fall muß man ruhig <strong>die</strong><br />

Wiedergutmachung des erlittenen Unrechts nach der Weisung der Theologen<br />

fordern.<br />

8. Kapitel<br />

Sanftmut <strong>–</strong> Mittel gegen den Zorn. 1<br />

Der heilige Chrisam, dessen man sich nach apostolischer Überlieferung<br />

in der Kirche <strong>Gott</strong>es für <strong>die</strong> Firmung und <strong>die</strong> Weihen be<strong>die</strong>nt, <strong>ist</strong><br />

zusammengesetzt aus Olivenöl und Balsam; sie versinnbilden zwei kostbare,<br />

überaus begehrenswerte Tugenden, <strong>die</strong> an der Person des göttlichen<br />

Heilands erstrahlen. Er hat sie uns so eindringlich empfohlen, als würde<br />

durch <strong>die</strong>se beiden Tugenden unser Herz in besonderer Weise seinem<br />

Dienst geweiht und für seine Nachfolge bestimmt. „Lernt <strong>von</strong> mir“, sagt<br />

er, „denn ich bin sanftmütig und demütig <strong>von</strong> Herzen“ (Mt 11,29). Die<br />

Demut macht uns vollkommen vor <strong>Gott</strong>, <strong>die</strong> Sanftmut dem Nächsten<br />

gegenüber. Wie schon früher (vgl. 4. Kapitel) erwähnt, sinkt der Balsam<br />

in allen Flüssigkeiten zu Boden; damit <strong>ist</strong> er ein Sinnbild der Demut. Das<br />

Olivenöl schwimmt obenauf; dadurch versinnbildet es <strong>die</strong> Sanftmut und<br />

Güte, <strong>die</strong> über allem steht und alle Tugenden überragt. Sie <strong>ist</strong> ja <strong>die</strong> Blüte<br />

der <strong>Liebe</strong>, <strong>die</strong> nach dem hl. Bernhard ihre Vollkommenheit erreicht,<br />

wenn sie nicht nur geduldig, sondern auch sanftmütig und gütig <strong>ist</strong>.<br />

Sei aber darauf bedacht, daß Sanftmut und Demut in deinem Herzen<br />

wohnen. 2 Es <strong>ist</strong> ja einer der teuflischen Schliche, daß viele sich nur in<br />

Worten und äußeren Gesten <strong>die</strong>ser beiden Tugenden be<strong>die</strong>nen, ohne deren<br />

innere Akte zu pflegen. Sie bilden sich ein, demütig und sanftmütig<br />

zu sein, sind es aber in Wirklichkeit gar nicht. Das erkennt man daran,<br />

daß sie trotz allen sanftmütigen und demütigen Gehabens beim geringsten<br />

Widerspruch, bei der kleinsten Beleidigung mit unerhörter Heftigkeit<br />

aufbrausen. Wer jenes Vorbeugungsmittel gegen Vipernbisse nimmt,<br />

das allgemein „Paulusgnade“ genannt wird, bei dem ruft der Biß einer<br />

Viper, sofern das Heilmittel ganz fein zubereitet <strong>ist</strong>, keine Schwellungen

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