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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,18<br />

153<br />

viele Vögel gespannt <strong>ist</strong>, um mehrere Männer damit zu fangen, was wird<br />

dann geschehen? Wer deine Schönheit bewundert, der wird auch dir gefallen;<br />

erst <strong>ist</strong> es nur ein zärtlicher Blick, den du zurückgibst, dann ein<br />

Zulächeln, ein verliebtes Wort, heimlich geflüstert, und bald schon folgt<br />

eine Vertraulichkeit, <strong>die</strong> zu offenen Zärtlichkeiten führt. Verschweige,<br />

meine Zunge, was das Ende <strong>ist</strong>! Nur <strong>die</strong>s will ich noch sagen: Keine der<br />

dummen <strong>Liebe</strong>leien <strong>die</strong>ser jungen Leute, Männer und Frauen <strong>ist</strong> frei <strong>von</strong><br />

dem gefährlichen Stachel. Alle <strong>die</strong>se <strong>Liebe</strong>ständeleien greifen ineinander<br />

und hängen zusammen, wie ein vom Magnet angezogenes Eisen wieder<br />

andere Eisenstücke anzieht.“<br />

Wie scharf <strong>die</strong>ser große Bischof <strong>die</strong> Dinge sieht! Was willst du tun? Du<br />

willst <strong>Liebe</strong> schenken, nicht wahr? Aber niemand gibt hier freiwillig, der<br />

nicht notwendig auch empfängt; nimmt er sie an, <strong>ist</strong> er schon in <strong>die</strong>sem<br />

Spiel gefangen. Die Pflanze Aproxis fängt Feuer, sobald sie es sieht. So<br />

ergeht es auch unserem Herzen: sobald es merkt, daß ein anderer in<br />

<strong>Liebe</strong> zu ihm entflammt <strong>ist</strong>, fängt es selbst Feuer.<br />

Vielleicht meint einer: „Ich will wohl ein wenig da<strong>von</strong> kosten, aber<br />

nicht zu weit gehen.“ Darin täuscht er sich leider. Du kannst dir nicht<br />

vorstellen, wie versengend und verzehrend <strong>die</strong>ses Feuer der <strong>Liebe</strong> <strong>ist</strong>. Du<br />

meinst, nur ein kleiner Funke sei in dein Herz gefallen, und mußt erstaunt<br />

feststellen, wie dein Herz plötzlich in hellen Flammen steht, <strong>die</strong><br />

deine guten Vorsätze in Asche legen und deinen guten Ruf in Rauch<br />

aufgehen lassen. Der Weise sagt: „Wer hat Mitleid mit einem Schlangenbeschwörer,<br />

wenn ihn <strong>die</strong> Schlange beißt?“ (Sir 12,13). So rufe ich euch<br />

zu: Ihr Narren! Glaubt ihr, <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> beschwören zu können, daß ihr sie<br />

nach Wunsch zu lenken vermögt? Ihr wollt mit ihr spielen, sie aber wird<br />

euch mit ihrem giftigen Biß verwunden. Und wißt ihr, was man dann<br />

sagen wird? Jeder wird sich über euch lustig machen und euch auslachen,<br />

weil ihr glaubtet, <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> bannen zu können, in falscher Sicherheit eine<br />

Natter an eurer Brust hegtet, <strong>die</strong> euch Seele und Ehre vergiftet und euch<br />

zugrundegerichtet hat.<br />

Mein <strong>Gott</strong>, welche Verblendung, den besten Teil unserer Seele so leichtsinnig<br />

mit so schwachen Bürgschaften aufs Spiel zu setzen! Ja, <strong>Gott</strong> will<br />

den Menschen nur der Seele wegen, <strong>die</strong> Seele nur des Willens wegen und<br />

den Willen nur der <strong>Liebe</strong> wegen. Wir haben nicht annähernd so viel<br />

<strong>Liebe</strong>skraft, als uns nötig wäre; wir sind unendlich weit da<strong>von</strong> entfernt,<br />

<strong>Gott</strong> hinreichend zu lieben, und wir Elenden verschwenden und vergeuden<br />

unsere <strong>Liebe</strong> an so dumme, nichtige und leichtfertige Gegenstände,

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