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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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IV,14<br />

239<br />

gesucht, dann vervielfältigt <strong>die</strong> Seele <strong>die</strong> Werke echter Frömmigkeit in<br />

dem Maß, als sie sich der angenehmen Gefühle beraubt sieht, und in<br />

reicher Fülle blühen ihr <strong>die</strong> echten Tugenden auf: Geduld, Demut, Selbstverleugnung<br />

und Entsagung.<br />

Es <strong>ist</strong> also ein großer Irrtum, dem vor allem Frauen verfallen, zu meinen,<br />

daß unser Dienst am Werk <strong>Gott</strong>es seiner göttlichen Majestät weniger<br />

angenehm sei, wenn er ohne Geschmack, Herzensbefriedigung und<br />

Gefühl gele<strong>ist</strong>et wird. lm Gegenteil, unsere Handlungen gleichen den<br />

Rosen, <strong>die</strong> wohl in ihrer Blüte schöner anzuschauen sind, getrocknet<br />

aber süßer und stärker duften. Ebenso <strong>ist</strong> es mit unseren Werken: wenn<br />

wir sie mit zärtlichen Herzensempfindungen verrichten, sind sie uns angenehmer;<br />

uns, sage ich, <strong>die</strong> wir auf unsere eigene Befriedigung schauen;<br />

werden sie aber in Trockenheit und Dürre verrichtet, so haben sie mehr<br />

Duft und Wert vor <strong>Gott</strong>. Ja, zur Zeit der Dürre drängt uns der Wille<br />

sozusagen gewaltsam zum Dienst <strong>Gott</strong>es, muß also kräftiger und nachhaltiger<br />

sein als zu Zeiten ge<strong>ist</strong>licher Freude. Es <strong>ist</strong> keine Kunst, dem<br />

Fürsten in der Ruhe friedlicher Zeiten und in den Annehmlichkeiten des<br />

Hoflebens zu <strong>die</strong>nen; ihm dagegen in rauher Kriegszeit, bei Unruhen<br />

und Rückschlägen <strong>die</strong>nen, das <strong>ist</strong> echter Mut und echte Treue.<br />

Die selige Angela <strong>von</strong> Foligno sagt, das größte Wohlgefallen hat <strong>Gott</strong><br />

am Gebet, zu dem wir uns zwingen und Gewalt antun müssen. Das <strong>ist</strong> ein<br />

Beten nicht nach Lust und Neigung, sondern rein um <strong>Gott</strong>es willen. Unser<br />

Wille bezwingt und überwältigt dabei Dürre und Widerwillen, <strong>die</strong><br />

ihm widerstreben, und heißt uns auch gegen unser Gefühl beten.<br />

So <strong>ist</strong> es auch mit allen guten Werken. Je mehr äußeren und inneren<br />

Widerständen wir dabei begegnen, desto mehr achtet und schätzt sie <strong>Gott</strong>.<br />

Je weniger Eigeninteresse wir im Tugendstreben haben, desto mehr leuchtet<br />

daraus <strong>die</strong> reine <strong>Gott</strong>esliebe. Ein Kind wird gern seine Mutter herzen,<br />

wenn sie ihm Zucker gibt; es <strong>ist</strong> aber sicher ein Zeichen größerer <strong>Liebe</strong>,<br />

wenn es <strong>die</strong> Mutter auch küßt, nachdem sie ihm Wermut oder Bittersaft<br />

gab. 1

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