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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,18<br />

che <strong>Liebe</strong> immer weiter bis zu fleischlichen Sünden, zu abscheulicher<br />

Unzucht. Me<strong>ist</strong> besteht am Anfang dazu nicht <strong>die</strong> Absicht, sonst wäre es<br />

ja auch keine <strong>Liebe</strong>lei, sondern offenkundig Unzucht. Manchmal können<br />

sogar mehrere Jahre vergehen, ohne daß zwischen zwei Menschen,<br />

<strong>die</strong> in solche Verrücktheiten verstrickt sind, etwas vorkommt, was direkt<br />

gegen <strong>die</strong> Keuschheit des Leibes verstößt; aber sie verweichlichen ihr<br />

Herz durch Wünsche, Seufzer, Komplimente und ähnliche dumme Nichtigkeiten.<br />

Die Absichten für solche <strong>Liebe</strong>leien können verschieden sein. Die einen<br />

möchten nur ihr liebedurstiges Herz befriedigen, das <strong>Liebe</strong> schenken<br />

und empfangen will. Ihre <strong>Liebe</strong> wählt nur nach Geschmack und Trieb.<br />

Treffen sie jemanden, der ihnen gefällt, dann denken sie gar nicht daran,<br />

erst seinen Charakter und seine Lebensführung zu prüfen, sondern sie<br />

stürzen sich einfach in <strong>die</strong> Verliebtheit und verstricken sich so in ihren<br />

armseligen Netzen, daß sie sich später nur mehr mit äußerster Anstrengung<br />

daraus befreien können.<br />

Andere lassen sich in solche Abenteuer ein aus Eitelkeit; sie rechnen es<br />

sich als Ehre an, Herzen zu angeln und zu fesseln. Da sie ihre Wahl<br />

treffen, um damit prahlen zu können, legen sie ihre Netze an besonders<br />

auffälligen, sichtbaren, seltsamen und berühmten Plätzen. Wieder andere<br />

sind <strong>von</strong> <strong>Liebe</strong>sdurst und Eitelkeit zugleich getrieben; sie haben ein<br />

liebesüchtiges Herz, möchten aber nebenbei auch ihre eitle Ruhmsucht<br />

befriedigen.<br />

Alle <strong>die</strong>se Freundschaften sind schlecht, närrisch und nichtig. Schlecht,<br />

denn sie enden schließlich doch in Fleischessünden, entziehen <strong>Gott</strong>, dem<br />

Gatten, der Gattin <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> und das Herz, <strong>die</strong> ihnen gehören sollten. <strong>–</strong><br />

Närrisch, weil sie keine Berechtigung haben und sinnlos sind. <strong>–</strong> Nichtig,<br />

weil sie keinen Nutzen, keine Ehre, keine Befriedigung bringen; im Gegenteil,<br />

man verliert mit ihnen seine Zeit; sie beeinträchtigen <strong>die</strong> Ehre,<br />

vermitteln keine Freude außer einem unruhigen Sehnen und Schmachten,<br />

man weiß selbst nicht, was man will. Diese armen Schwachköpfe<br />

glauben <strong>von</strong> solchen <strong>Liebe</strong>sbeteuerungen immer etwas erhoffen zu können,<br />

aber was das <strong>ist</strong>, das wissen sie selbst nicht. So wird ihre Sehnsucht<br />

niemals gestillt, ihr Herz aber immer <strong>von</strong> Bangen, Eifersucht und Unruhe<br />

bedrängt.<br />

Gregor <strong>von</strong> Nazianz spricht vortrefflich zu den eitlen Frauen (es paßt<br />

aber auch gut für <strong>die</strong> Männer): „Deine natürliche Schönheit genügt für<br />

deinen Gatten; be<strong>die</strong>nst du dich ihrer jedoch gleich einem Netz, das für

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