Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe
Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe
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III,16<br />
149<br />
Vornehme haben gegen den heftigen Widerstand der Weltkinder mit einer<br />
Hingabe ohnegleichen <strong>die</strong> heilige Armut gesucht in Klöstern und<br />
Hospitälern! Wie haben sie sich darum bemüht: <strong>die</strong> Heiligen Alexius,<br />
Paula, Paulinus, Angela und viele andere. Nun kommt <strong>die</strong> Armut selbst<br />
zu dir, um es dir leichter zu machen. Du b<strong>ist</strong> ihr ohne Suchen und ohne<br />
Mühe begegnet: umarme sie als treue Freundin Jesu, der in ihr geboren<br />
wurde, lebte und starb, dem sie das ganze Leben hindurch wie das tägliche<br />
Brot war.<br />
Deine Armut hat zwei große Vorteile, <strong>die</strong> dir viel Ver<strong>die</strong>nst bringen<br />
können: der erste besteht darin, daß dir <strong>die</strong> Armut ohne eigene Wahl<br />
zugefallen <strong>ist</strong>, allein nach dem Willen <strong>Gott</strong>es, der dich arm gemacht hat<br />
ohne irgendeine Mitwirkung deines eigenen Willens. Was wir aber ausschließlich<br />
vom Willen <strong>Gott</strong>es annehmen, <strong>ist</strong> ihm sehr wohlgefällig, wenn<br />
wir es nur gern und aus <strong>Liebe</strong> zu seinem heiligen Willen aufnehmen. Wo<br />
weniger vom Eigenwillen <strong>ist</strong>, da <strong>ist</strong> mehr vom heiligen Willen <strong>Gott</strong>es.<br />
Die einfache, widerspruchslose Annahme des göttlichen Willens macht<br />
ein Leid erst völlig lauter und rein.<br />
Der zweite Vorteil <strong>die</strong>ser Armut liegt in ihrer wahrhaft armen Armut.<br />
Eine Armut, <strong>die</strong> man lobt und hochschätzt, der man schmeichelt, hilft<br />
und be<strong>ist</strong>eht, hat etwas vom Reichtum an sich; jedenfalls <strong>ist</strong> sie nicht<br />
ganz arm. Aber eine Armut, <strong>die</strong> man verachtet, verurteilt und tadelt, um<br />
<strong>die</strong> man sich nicht kümmert, <strong>ist</strong> wirklich arm. So <strong>ist</strong> gewöhnlich <strong>die</strong><br />
Armut der Leute in der Welt: weil sie nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen<br />
arm sind, achtet man nicht besonders auf sie. Und weil man<br />
sie nicht groß beachtet, <strong>ist</strong> ihre Armut ärmer als <strong>die</strong> der Ordensleute, <strong>die</strong><br />
jedoch wegen des Gelübdes und durch <strong>die</strong> Beweggründe, warum sie erwählt<br />
wurde, einen sehr hohen Wert hat und nicht genug empfohlen werden<br />
kann.<br />
Klage also nicht über deine Armut, denn man klagt nur über das, was<br />
einem mißfällt. Mißfällt dir aber <strong>die</strong> Armut, dann b<strong>ist</strong> du nicht mehr arm<br />
im Ge<strong>ist</strong>e, sondern reich durch deine Anhänglichkeit an Hab und Gut.<br />
Sei nicht verzagt, wenn du nicht <strong>die</strong> Hilfe erfährst, <strong>die</strong> du brauchst.<br />
Darin besteht ja gerade der hohe Wert der Armut. Arm sein und da<strong>von</strong><br />
nichts spüren wollen, das <strong>ist</strong> zu viel verlangt. Das hieße den Ruhm der<br />
Armut und <strong>die</strong> Bequemlichkeit des Reichtums begehren.<br />
Schäme dich weder arm zu sein, noch um Almosen zu bitten. Nimm<br />
das, was man dir gibt, demütig an. Verweigert man dir <strong>die</strong> Hilfe, so nimm<br />
es ruhigen Gemütes hin. Denke oft an <strong>die</strong> Reise Unserer lieben Frau