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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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II,13<br />

87<br />

Psalmen Davids, <strong>die</strong> verschiedenen Anrufungen des heiligen Namens<br />

Jesu, <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong>sworte des Hoheliedes. Auch ge<strong>ist</strong>liche Lieder können<br />

dazu <strong>die</strong>nen, wenn du sie andächtig singst.<br />

Wer <strong>von</strong> menschlicher, natürlicher <strong>Liebe</strong> erfaßt <strong>ist</strong>, hat seine Gedanken<br />

fast immer beim Gegenstand seiner <strong>Liebe</strong>, sein Herz strömt über <strong>von</strong><br />

Zärtlichkeit gegen ihn und sein Mund <strong>ist</strong> voll des Lobes für ihn; <strong>ist</strong> das<br />

geliebte Wesen fern, so versäumt er keine Gelegenheit, seiner Neigung<br />

durch Briefe Ausdruck zu geben, er sieht keinen Baum, ohne in dessen<br />

Rinde den Namen des Geliebten zu schneiden. So können auch jene, <strong>die</strong><br />

<strong>Gott</strong> lieben, nicht aufhören, an ihn zu denken, für ihn zu atmen, nach ihm<br />

zu streben, <strong>von</strong> ihm zu sprechen; sie möchten den hochheiligen Namen<br />

Jesus nach Möglichkeit in <strong>die</strong> Herzen aller Menschen schreiben. Alles<br />

<strong>die</strong>nt ihnen als Anregung dazu; es gibt kein Geschöpf, das ihnen nicht<br />

das Lob des Geliebten verkündet. Wie Augustinus nach einem Wort des<br />

hl. Antonius sagt, spricht alles auf der Welt eine stumme, aber sehr verständliche<br />

Sprache im Dienste ihrer <strong>Liebe</strong>. Alles regt sie zu guten Gedanken<br />

an, <strong>die</strong> wieder eine Erhebung zu <strong>Gott</strong> zur Folge haben.<br />

Dafür einige Beispiele: Der hl. Gregor <strong>von</strong> Nazianz <strong>–</strong> er erzählte es<br />

selbst in einer Predigt <strong>–</strong> ging eines Tages am Meeresufer auf und ab; da<br />

sah er, wie <strong>die</strong> Wellen Muscheln, Pflanzen, kleine Austern und ähnliches<br />

anschwemmten, was das Meer ausstieß, sozusagen ausspie. Dann kamen<br />

andere Wellen und schwemmten einiges da<strong>von</strong> wieder ins Meer zurück;<br />

<strong>die</strong> Felsen ringsum aber blieben fest und unbeweglich, so sehr auch <strong>die</strong><br />

Wellen dagegen brandeten. Darüber kam ihm der schöne Gedanke, daß<br />

schwache Menschen gleich Muscheln und entwurzelten Pflanzen sich<br />

bald zur Traurigkeit, bald zur Freude hinreißen lassen, hin- und hergespült<br />

<strong>von</strong> den Wellen und Wogen des Schicksals; <strong>die</strong> Mutigen aber bleiben<br />

fest und unbeweglich in allen Stürmen. Von <strong>die</strong>sem Gedanken ausgehend<br />

betete er mit David: „Herr, rette mich, denn <strong>die</strong> Wasser sind bis<br />

in meine Seele gedrungen. Herr, rette mich vor den tiefen Wassern. Ich<br />

werde auf <strong>die</strong> hohe See hinausgetrieben, der Sturm hat mich zum Sinken<br />

gebracht“ (Ps 69,2; 16,3). <strong>–</strong> Er war ja damals in schwerer Bedrängnis,<br />

weil Maximus sich seinen Bischofssitz widerrechtlich angeeignet hatte.<br />

Der heilige Bischof Fulgentius <strong>von</strong> Ruspe befand sich in einer großen<br />

Versammlung des römischen Adels, <strong>die</strong> der Gotenkönig Theoderich einberufen<br />

hatte; da er <strong>die</strong> Pracht <strong>die</strong>ser Versammlung sah, rief er aus: „Mein<br />

<strong>Gott</strong>, wie schön muß das himmlische Jerusalem sein, da schon das irdi-

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