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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,8<br />

131<br />

als <strong>Liebe</strong> ein und das Herz wird dabei immer getreten und mißhandelt.<br />

Weiter sagt der hl. Augustinus: „Es <strong>ist</strong> besser, auch dem gerechten Zorn<br />

den Eintritt zu verwehren, so klein er auch sein mag, denn hat er einmal<br />

Platz ergriffen, dann <strong>ist</strong> es schwer, ihn wieder hinauszuwerfen. Aus dem<br />

ursprünglich kleinen Wurzelreis wird im Nu ein Baum. Dauert er einmal<br />

bis zur Nacht und geht <strong>die</strong> Sonne darüber unter (wovor der Apostel so<br />

sehr warnt, vgl. Eph. 4,26), dann wird er zum Haß und man kann ihn fast<br />

nicht mehr loswerden, denn dann nährt er sich <strong>von</strong> tausend falschen Gründen.<br />

Noch jeder zornige Mensch hat seinen Zorn für gerecht gehalten.<br />

Man bemüht sich also besser, ohne Zorn auszukommen, als selbst mäßigen<br />

und berechtigten Zorn zu dulden. Werden wir einmal aus Schwäche<br />

und Unvollkommenheit da<strong>von</strong> überrascht, dann <strong>ist</strong> es besser, ihn<br />

rasch niederzuschlagen, als mit ihm zu unterhandeln; denn sowenig Freiheit<br />

man ihm auch zugesteht, er macht sich doch schnell zum Herrn der<br />

Lage, der Schlange gleich, <strong>die</strong> leicht ihren ganzen Leib nachzieht, wo sie<br />

einmal den Kopf durchstecken konnte.<br />

Wie aber schlägt man den Zorn nieder? 4 Nimm schnell deine Kraft<br />

zusammen, sobald du ihn aufsteigen fühlst: nicht heftig und ungestüm,<br />

sondern ruhig und doch ernsthaft. Bei Parlaments- und Gerichtssitzungen<br />

machen oft <strong>die</strong> Türhüter, <strong>die</strong> „Ruhe!“ schreien, mehr Lärm als <strong>die</strong><br />

Leute, <strong>die</strong> sie zum Schweigen bringen wollen; so geht es auch oft mit dem<br />

Zorn: wenn wir heftig dagegen ankämpfen, machen wir unser Herz unruhiger,<br />

als es vorher war, so daß es vor Aufregung nicht mehr Herr über<br />

sich selbst <strong>ist</strong>.<br />

Nach <strong>die</strong>sem ruhigen Bemühen befolge <strong>die</strong> Weisung des hl. Augustinus<br />

an den jungen Bischof Auxilius: „Handle, wie ein Mann handeln soll.<br />

Trifft dich, was der Mann <strong>Gott</strong>es im Psalm sagt: ,Mein Herz <strong>ist</strong> <strong>von</strong> großem<br />

Zorn erregt‘, dann rufe zu <strong>Gott</strong>, auf daß er seine Rechte ausstrecke,<br />

um deinem Zorn zu gebieten: ,Herr, hab Erbarmen mit mir!‘ (Ps 31,10).“<br />

Damit will ich sagen, daß wir <strong>Gott</strong> um Hilfe anrufen müssen, wenn wir<br />

uns vom Zorn erregt fühlen, wie <strong>die</strong> Apostel, als sie mitten auf dem See<br />

<strong>von</strong> Sturm und Unwetter hin- und hergeschleudert wurden. Es wird unsere<br />

Leidenschaft zum Schweigen bringen und es wird eine große Ruhe<br />

sein. Aber eines sage ich dir immer wieder: Wenn du im Gebet gegen<br />

einen vorhandenen oder aufsteigenden Zorn ankämpfst, dann bete immer<br />

ruhig, ja nicht heftig! So müssen alle Mittel gegen <strong>die</strong>ses Übel gehandhabt<br />

werden.

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