24.11.2013 Aufrufe

Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

44<br />

I,8<br />

Da <strong>ist</strong> ein rachsüchtiger Mensch. In der Beichte verzichtet er wohl<br />

darauf, sich zu rächen; wenig später erzählt er unter Freunden mit Behagen<br />

<strong>von</strong> seinem Streit: Wäre er nicht gottesfürchtig, dann hätte er es<br />

seinem Widersacher schon gezeigt! Das göttliche Gebot, seinen Feinden<br />

zu verzeihen, sei schon schwer; wie schön wäre es, wenn es erlaubt wäre,<br />

sich an ihnen zu rächen ... Wer sieht nicht, daß <strong>die</strong>ser arme Mann zwar<br />

nicht gerade <strong>die</strong> Sünde begeht, aber ganz verstrickt <strong>ist</strong> in der <strong>Liebe</strong> zur<br />

Sünde? Er hat Ägypten dem Leibe, nicht aber dem Herzen nach verlassen,<br />

denn er sehnt sich nach dem Knoblauch und den Zwiebeln zurück.<br />

Damit gleicht er einer Frau, <strong>die</strong> wohl sündhafter <strong>Liebe</strong> entsagt hat,<br />

sich aber freut, wenn man ihr den Hof macht. <strong>–</strong> In welcher Gefahr befinden<br />

sich doch solche Menschen!<br />

Du willst ein frommes Leben führen. Daher mußt du nicht nur <strong>von</strong> der<br />

Sünde lassen, sondern auch aus deinem Herzen alle Bindungen zur Sünde<br />

entfernen. Die erbärmlichen Anhänglichkeiten setzen dich nicht nur der<br />

Gefahr aus, wieder in Sünde zu fallen, sie schwächen außerdem dauernd<br />

deinen Willen und hemmen ihn so sehr, daß er nicht fähig <strong>ist</strong>, das Gute<br />

rasch, sorgfältig und häufig zu tun; darin aber besteht doch das Wesen der<br />

Frömmigkeit.<br />

Menschen, <strong>die</strong> den Zustand der Sünde verlassen haben, aber noch <strong>die</strong>sen<br />

Anhänglichkeiten und Schwächen unterworfen sind, kommen mir<br />

vor wie bleichsüchtige Mädchen: Sie sind nicht krank, aber ihr ganzes<br />

Gehabe kränkelt; sie essen ohne Appetit, schlafen, ohne auszuruhen,<br />

lachen ohne Freude; statt zu gehen, schleichen sie förmlich dahin. Auch<br />

<strong>die</strong>se Menschen tun das Gute in einer Art ge<strong>ist</strong>iger Müdigkeit; damit<br />

nehmen sie ihren guten Werken alle Anmut, sie bringen überhaupt nur<br />

wenige und noch weniger wirksame zustande.<br />

8. Kapitel<br />

Wie geschieht <strong>die</strong>se Reinigung?<br />

Der erste Beweggrund für <strong>die</strong>se zweite Reinigung <strong>ist</strong> <strong>die</strong> lebendige und<br />

starke Überzeugung, daß <strong>die</strong> Sünde ein großes Übel <strong>ist</strong>, und eine tiefe,<br />

aufrichtige Reue als Folge <strong>die</strong>ser Erkenntnis. Ist <strong>die</strong>se Reue echt, so<br />

reinigt sie uns in Verbindung mit der Kraft des Sakramentes <strong>von</strong> der<br />

Sünde, selbst wenn sie nicht sehr tief wäre. Ist sie aber stark und lebendig,<br />

dann befreit sie uns außerdem <strong>von</strong> jeder Anhänglichkeit an <strong>die</strong> Sünde.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!