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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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28<br />

Vorwort<br />

Mit dem großen hl. Dionysius sage ich dir: Es <strong>ist</strong> in erster Linie Aufgabe<br />

der Bischöfe, <strong>die</strong> Seelen zur Vollkommenheit zu führen, da sie unter<br />

den Menschen den ersten Rang einnehmen, wie <strong>die</strong> Serafim unter den<br />

Engeln. Sie können daher ihre freien Augenblicke nicht besser verwenden<br />

als auf <strong>die</strong>se Aufgabe. Die Bischöfe der ersten chr<strong>ist</strong>lichen Jahrhunderte<br />

nahmen <strong>die</strong> Pflichten ihres Amtes nicht leichter als wir; trotzdem<br />

übernahmen sie <strong>die</strong> Seelenleitung bestimmter Menschen, <strong>die</strong> sie um Hilfe<br />

baten, wie wir aus ihren Briefen ersehen. Darin folgten sie den Aposteln,<br />

<strong>die</strong> wohl das große Saatfeld der Kirche bestellten, einzelner Ähren<br />

sich aber in besonderer Weise annahmen. So waren Timotheus, Titus,<br />

Philemon, Onesimus, Thekla, Appia <strong>die</strong> geliebten Kinder des hl. Paulus,<br />

Markus und Petronilla <strong>die</strong> des hl. Petrus; Petronilla war ja, wie Baronius<br />

und Galonius nachweisen, nicht <strong>die</strong> leibliche, sondern ge<strong>ist</strong>liche Tochter<br />

des hl. Petrus. Schreibt nicht auch der hl. Johannes einen seiner kanonischen<br />

Briefe an <strong>die</strong> fromme Frau Elekta?<br />

Ich gebe zu, es kostet Mühe, einzelne Seelen zu führen; aber es <strong>ist</strong> eine<br />

Mühe, <strong>die</strong> erquickt. Sie gleicht jener der Schnitter und Winzer, <strong>die</strong> nie<br />

zufriedener sind, als wenn sie sehr viel Arbeit haben. Es <strong>ist</strong> eine Arbeit,<br />

<strong>die</strong> durch ihre Schönheit das Herz derer stärkt und erquickt, <strong>die</strong> sie unternehmen.<br />

Um <strong>die</strong> Tigerkatze abzulenken, läßt der Jäger eines ihrer<br />

Jungen auf dem Weg liegen, während er <strong>die</strong> anderen da<strong>von</strong>trägt; findet<br />

sie es, dann packt sie es und wird in ihrem Lauf dadurch nicht behindert,<br />

sondern nur behender, so schwer es auch sein mag, denn <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> macht<br />

ihr <strong>die</strong> Last leicht. Um wieviel lieber wird ein väterliches Herz sich einer<br />

Seele annehmen, in der es den Wunsch nach Vollkommenheit festgestellt<br />

hat, wird sie mit Freuden tragen, wie eine Mutter ihr Kindlein, ohne <strong>die</strong><br />

Schwere <strong>die</strong>ser geliebten Last zu spüren. Aber es muß wirklich ein väterliches<br />

Herz sein. Deshalb nannten <strong>die</strong> Apostel und <strong>die</strong> apostolischen<br />

Männer ihre Schüler nicht nur Kinder, sondern ganz zärtlich „Kindlein“.<br />

* * *<br />

Im übrigen, lieber Leser, <strong>ist</strong> es wohl wahr, daß ich über <strong>die</strong> Frömmigkeit<br />

schreibe, ohne selbst fromm zu sein, aber gewiß nicht ohne den<br />

Wunsch, es zu werden. Diese <strong>Liebe</strong> zur Frömmigkeit gibt mir den Mut,<br />

dich darin zu unterweisen; denn nach dem Ausspruch eines großen Schrift-

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