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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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II,12<br />

85<br />

immer auf <strong>Gott</strong> gerichtet“ (Ps 25,15). <strong>–</strong> Gespräche sind ja gewöhnlich<br />

nicht so wichtig, daß man nicht <strong>von</strong> Zeit zu Zeit sein Herz da<strong>von</strong> zurückziehen<br />

könnte, um es in <strong>die</strong>se göttliche Einsamkeit zu führen.<br />

Die Eltern der hl. Katharina <strong>von</strong> Siena hatten <strong>die</strong>ser jede äußere Möglichkeit<br />

zu beten genommen. Da lehrte sie der Herr, in ihrem Herzen ein<br />

kleines Heiligtum zu errichten, wohin sie sich im Ge<strong>ist</strong> zurückziehen<br />

und dadurch mitten in äußeren Beschäftigungen der heiligen Herzenseinsamkeit<br />

obliegen könnte. Wenn <strong>die</strong> Welt sie angriff, dann lag ihr nichts<br />

daran; sie schloß sich in ihr Heiligtum ein, wo der göttliche Bräutigam<br />

sie tröstete. Deshalb riet sie auch allen ge<strong>ist</strong>lichen Kindern, sich im Herzen<br />

ein solches Gemach einzurichten und darin zu verweilen.<br />

Zieh dich also zuweilen <strong>von</strong> allen Gedanken zurück in dein Herz,<br />

damit deine Seele fern <strong>von</strong> allen Menschen innigste Zwiesprache mit<br />

ihrem <strong>Gott</strong> halten und mit David sagen kann: „Gleich dem einsamen<br />

Falken habe ich gewacht, wie Nachtkauz und Eule mich in alten Mauern<br />

verborgen und war dem einsamen Sperling auf dem Dache gleich“ (Ps<br />

102,7). Diese Worte zeigen uns in ihrer ursprünglichen Bedeutung, daß<br />

<strong>die</strong>ser große König manche Stunde einsam in der Betrachtung göttlicher<br />

Dinge verbrachte; im mystischen Sinn weisen sie uns auf drei vorzügliche<br />

Zufluchtsorte hin, gleichsam drei Einsiedeleien, wo wir uns in der<br />

Einsamkeit bemühen können, dem Heiland ähnlich zu werden. Er war ja<br />

auf dem Kalvarienberg dem „einsamen Pelikan“ gleich, der durch sein<br />

Blut seine Jungen wieder ins Leben zurückruft; er war bei seiner Geburt<br />

im verlassenen Stall gleich der „Eule im alten Gemäuer“, als er weinend<br />

unsere Fehler und Sünden beklagte; und am Tage der Himmelfahrt war<br />

er dem „Sperling“ gleich, als er zum Himmel emporstieg, der das Dach<br />

der Welt <strong>ist</strong>. Zu jeder <strong>die</strong>ser drei Stätten können wir aus dem Trubel<br />

unserer Geschäfte unsere Zuflucht nehmen.<br />

Als der selige Graf Eleazar <strong>von</strong> Arien in der Provence lange Zeit fern<br />

<strong>von</strong> seiner frommen und keuschen Frau Delphina weilte, sandte sie ihm<br />

einen Boten, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Eleazar schickte<br />

ihr folgende Antwort: „Es geht mir gut, liebste Gemahlin. Wenn Du<br />

mich sehen willst, dann suche mich in der Seitenwunde unseres gütigen<br />

Heilands; dort wohne ich, dort wirst Du mich finden. Anderswo suchst<br />

Du mich vergeblich.“

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