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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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146<br />

III,15<br />

Dienst der großen Fürsten nicht sorgfältiger und eifriger, <strong>die</strong> ihnen anvertrauten<br />

Gärten zu pflegen und zu verschönern, als wenn sie ihnen<br />

selbst gehörten? Warum <strong>die</strong>s? Wohl deshalb, weil sie <strong>die</strong>se Gärten als<br />

Eigentum des Fürsten oder Königs betrachten, dessen Gunst sie durch<br />

ihren Dienst zu gewinnen suchen. Auch uns gehört nicht, was wir besitzen:<br />

<strong>Gott</strong> hat es uns zur Verwaltung übergeben und er will, daß wir es<br />

nützlich und gewinnbringend verwalten. Also <strong>die</strong>nen wir <strong>Gott</strong> in wohlgefälliger<br />

Weise, wenn wir <strong>die</strong>se Sorgfalt auf unseren Besitz verwenden.<br />

Unsere Sorgfalt muß aber größer und gewissenhafter sein als <strong>die</strong> der<br />

Weltmenschen, denn sie arbeiten nur aus Eigenliebe, wir dagegen aus<br />

<strong>Liebe</strong> zu <strong>Gott</strong>. Die Eigenliebe <strong>ist</strong> eine heftige, ungestüme und aufgeregte<br />

<strong>Liebe</strong>, also <strong>ist</strong> auch ihre Sorgfalt voller Aufregung, Ärger und Unruhe.<br />

Die <strong>Gott</strong>esliebe dagegen <strong>ist</strong> milde, friedlich und ruhig, daher auch ihre<br />

Sorgfalt, selbst wenn sie sich mit irdischen Gütern befaßt. Verwenden<br />

wir also <strong>die</strong>se friedliche Sorgfalt auf <strong>die</strong> Erhaltung, ja sogar auf <strong>die</strong> Vermehrung<br />

unserer zeitlichen Güter bei jeder günstigen Gelegenheit nach<br />

den Erfordernissen unseres Standes. <strong>Gott</strong> will ja, daß wir aus <strong>Liebe</strong> zu<br />

ihm so handeln. Nimm dich aber in acht, daß dich <strong>die</strong> Eigenliebe nicht<br />

täusche! Sie weiß <strong>die</strong> <strong>Gott</strong>esliebe so geschickt nachzuahmen, daß man<br />

sie kaum <strong>von</strong> ihr unterscheiden kann. Um nun zu verhindern, daß uns <strong>die</strong><br />

Eigenliebe hintergehe und unsere Sorge um <strong>die</strong> zeitlichen Güter in Habsucht<br />

ausarte, müssen wir außer der Übung im Sinn des vorausgehenden<br />

Kapitels recht oft <strong>die</strong> wirkliche und tatsächliche Armut üben bei allem<br />

Wohlstand und Reichtum, den <strong>Gott</strong> uns gegeben hat.<br />

Trenne dich also immer wieder <strong>von</strong> einem Teil deines Vermögens,<br />

indem du gern den Armen da<strong>von</strong> gibst. Was du <strong>von</strong> deinem Eigentum<br />

verschenkst, um das wirst du ärmer; je mehr du gibst, um so ärmer b<strong>ist</strong><br />

du. Allerdings wird es <strong>Gott</strong> dir zurückerstatten, nicht nur in der anderen<br />

Welt, sondern schon in <strong>die</strong>ser, denn nichts <strong>ist</strong> geeigneter, den irdischen<br />

Wohlstand zu vermehren, als das Almosengeben. Bis dir <strong>Gott</strong> alles vergolten<br />

hat, b<strong>ist</strong> du freilich um das ärmer, aber welch heilige Verarmung<br />

bewirkt doch Almosengeben!<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>die</strong> Armen und <strong>die</strong> Armut, denn durch <strong>die</strong>se <strong>Liebe</strong> wirst du selbst<br />

arm. Sagt doch <strong>die</strong> Heilige Schrift, daß wir den Dingen gleichen, <strong>die</strong> wir<br />

lieben (Hos 9,10). Die <strong>Liebe</strong> macht <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong>nden einander gleich: „Wer<br />

<strong>ist</strong> schwach, mit dem ich nicht schwach bin?“ sagt der hl. Paulus (2 Kor<br />

11,29). Er hätte auch sagen können: Wer <strong>ist</strong> arm, mit dem ich nicht arm

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