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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,12<br />

139<br />

Die zweite Stufe erblicke ich darin, dich soviel als möglich aller unnötigen<br />

und überflüssigen sinnlichen Freuden und Vergnügungen zu enthalten,<br />

auch wenn sie erlaubt sind.<br />

Die dritte Stufe erreichst du, wenn du dein Herz nicht an sinnliche<br />

Freuden und Vergnügungen hängst, <strong>die</strong> pflichtgemäß und notwendig sind.<br />

Wenn es auch deine Pflicht <strong>ist</strong>, dich den notwendigen sinnlichen Freuden<br />

hinzugeben, <strong>die</strong> im Zweck und im Wesen der Ehe begründet sind, dein<br />

Ge<strong>ist</strong> und dein Herz sollen nicht daran hängen.<br />

Im übrigen <strong>ist</strong> <strong>die</strong>se Tugend unbedingt notwendig. Die Verwitweten brauchen<br />

eine mutige Keuschheit, <strong>die</strong> nicht nur gegenwärtige und zukünftige<br />

Gegenstände der Sinnlichkeit abwe<strong>ist</strong>, sondern auch den sinnlichen Vorstellungen<br />

widersteht, wie sie <strong>die</strong> Erinnerung an den Genuß der sinnlichen<br />

Freuden während der Ehe hervorrufen kann; ihre Seele <strong>ist</strong> deshalb<br />

für unanständige Lockungen empfänglicher. Der hl. Augustinus bewunderte<br />

deshalb seinen Freund Alypius, der <strong>die</strong> sinnlichen Verirrungen<br />

völlig vergaß und verachtete, denen er sich in seiner Jugend einige Male<br />

hingegeben hatte.<br />

Unversehrte Früchte kann man auf Stroh, im Sand oder in ihren Blättern<br />

lange Zeit aufbewahren; sind sie aber einmal angeschlagen, dann<br />

kann man sie nur in Honig oder Zucker eingemacht haltbar machen. So<br />

kann man auch <strong>die</strong> unversehrte Keuschheit auf verschiedene Weise bewahren;<br />

<strong>ist</strong> sie aber einmal verletzt, dann kann nur mehr eine hervorragende<br />

Frömmigkeit sie bewahren, <strong>die</strong> der wahre Zucker und Honig des<br />

Ge<strong>ist</strong>es <strong>ist</strong>.<br />

Jungfräuliche Menschen brauchen eine einfache und zarte Keuschheit,<br />

um ihrem Herzen alle vorwitzigen Gedanken fernzuhalten und alle unlauteren<br />

Vergnügungen mit unbedingter Verachtung abzuweisen; sie sind<br />

wirklich nicht wert, <strong>von</strong> Menschen begehrt zu werden, für Esel und Schweine<br />

taugen sie eher. Reine Seelen mögen sich sehr vor jedem Zweifel<br />

hüten, daß <strong>die</strong> Keuschheit unvergleichlich besser <strong>ist</strong> als alles, was im<br />

Widerspruch zu ihr steht. Wie der hl. Hieronymus sagt, weckt der böse<br />

Feind in jungfräulichen Seelen den heftigen Wunsch nach sinnlichen Freuden,<br />

indem er sie ihnen köstlich vorgaukelt, als sie in Wirklichkeit sind.<br />

Da ihnen das Unbekannte so süß scheint, werden sie nicht selten dadurch<br />

verwirrt.<br />

Wie der kleine Schmetterling neugierig <strong>die</strong> Flamme umflattert, um zu<br />

sehen, ob sie ebenso angenehm wie schön <strong>ist</strong>, und in <strong>die</strong>sem Verlangen

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