Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe
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III,27<br />
Wenn Unanständiges versteckt, zweideutig und witzig gesagt wird, <strong>ist</strong> es<br />
noch viel gefährlicher. Je spitzer der Pfeil <strong>ist</strong>, desto leichter dringt er in<br />
den Körper ein; je feiner geschliffen eine solche Rede <strong>ist</strong>, desto tiefer<br />
dringt sie ins Herz. Wenn jemand glaubt, ein galanter Mann zu sein, weil<br />
er solche Worte in Gesellschaft gebraucht, dann weiß er nicht, wozu man<br />
in Gesellschaft geht. Sie soll einem Bienenschwarm gleichen, der Honig<br />
sammelt, angenehme und sittsame Unterhaltung pflegen, nicht aber wie<br />
ein Wespenhaufen sich auf Schmutz und Fäulnis stürzen.<br />
Sagt dir irgendein Dummkopf anstößige Worte, dann zeig ihm, daß sie<br />
dich beleidigen, wende ihm den Rücken zu oder laß es ihn auf andere<br />
Weise merken, wie es dir <strong>die</strong> Klugheit eingeben wird.<br />
Spott <strong>ist</strong> eine der schlechtesten Ge<strong>ist</strong>esanlagen. <strong>Gott</strong> haßt <strong>die</strong>ses Laster<br />
aufs tiefste und hat es vormals schwer bestraft. Nichts <strong>ist</strong> der <strong>Liebe</strong> und<br />
noch mehr der Frömmigkeit so entgegengesetzt wie <strong>die</strong> Verachtung des<br />
Nächsten. Auslachen und Verspotten geht nie ohne Verachtung ab, daher<br />
<strong>ist</strong> es auch schwere Sünde. Die Lehrer der Frömmigkeit sagen mit Recht,<br />
daß der Spott <strong>die</strong> schlimmste Kränkung <strong>ist</strong>, <strong>die</strong> man durch Worte zufügen<br />
kann, weil bei anderen kränkenden Worten doch eine gewisse Achtung<br />
vorhanden sein kann, beim Spott aber nur Verachtung.<br />
Wortspiele aber und Neckereien, <strong>die</strong> man einander bei fröhlicher, anständiger<br />
Unterhaltung zuwirft, gehören zur Tugend, <strong>die</strong> bei den Griechen<br />
Eutrapelia, bei uns Geselligkeit heißt. Man neckt einander fröhlich<br />
und spaßt miteinander in harmloser Weise über <strong>die</strong> kleinen Fehler und<br />
Menschlichkeiten, <strong>die</strong> jeder aufwe<strong>ist</strong>. Man muß nur achtgeben, daß man<br />
nicht <strong>von</strong> unschuldiger Neckerei zum Spott übergeht. Der Spott reizt nur<br />
durch <strong>die</strong> Geringschätzung des anderen zum Lachen, bei fröhlicher Nekkerei<br />
aber lachen wir über <strong>die</strong> herzlich frohen Worte, <strong>die</strong> mit unbeschwertem<br />
Freimut in freundschaftlicher Offenheit gesagt werden. Manchmal<br />
wollten Ordensleute mit dem hl. Ludwig nach dem Mahl über ernste<br />
Dinge sprechen, er wies das aber zurück mit der Begründung, jetzt sei<br />
nicht <strong>die</strong> Zeit für theologische Gespräche, sondern für frohe und heitere<br />
Erholung, jeder möge in Ehrbarkeit sagen, was ihm Spaß mache. Damit<br />
wollte er den Edelleuten der Gesellschaft Gelegenheit zu ungezwungener<br />
Unterhaltung geben.<br />
Verbringen wir aber <strong>die</strong> Zeit unserer Erholung immer so, daß wir <strong>die</strong><br />
ewige Seligkeit durch unsere Frömmigkeit bewahren!