Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe
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zu ihr: „Meine Tochter, du hast einen guten und sicheren Weg. Siehst du<br />
auf ihre Bußübungen? Ich liebe mehr deinen Gehorsam.“ Von da an<br />
liebte sie den Gehorsam so sehr, daß sie außer dem pflichtmäßigen Gehorsam<br />
gegen ihre Oberen noch einem vortrefflichen Priester Gehorsam<br />
gelobte und sich verpflichtete, seiner Führung und Leitung zu folgen;<br />
<strong>die</strong>s brachte ihr sehr viel ge<strong>ist</strong>liche Freude ein. Vor und nach ihr haben<br />
viele fromme Menschen ihren Willen einem Diener <strong>Gott</strong>es unterstellt,<br />
um sich dadurch besser dem heiligen Willen <strong>Gott</strong>es zu unterwerfen. Die<br />
hl. Katharina <strong>von</strong> Siena hebt das in ihren Zwiegesprächen lobend hervor.<br />
Die heilige Fürstin Elisabeth le<strong>ist</strong>ete dem Me<strong>ist</strong>er Konrad unbedingten<br />
Gehorsam, der große hl. Ludwig gab vor dem Tod seinem Sohn unter<br />
anderem <strong>die</strong>sen Rat: „Geh oft zur heiligen Beichte, suche dir einen geeigneten,<br />
klugen Beichtvater, der dich mit Sicherheit in den Dingen unterweisen<br />
kann, <strong>die</strong> dir notwendig sind.“<br />
„Ein treuer Freund“, sagt <strong>die</strong> Heilige Schrift, „<strong>ist</strong> ein starker Schutz;<br />
wer ihn findet, hat einen Schatz gefunden. Ein treuer Freund <strong>ist</strong> ein Balsam<br />
für das Leben und für <strong>die</strong> Unsterblichkeit; wer <strong>Gott</strong> fürchtet, findet<br />
ihn“ (Sir 6,14ff). Du siehst, wie <strong>die</strong>se Worte vor allem <strong>die</strong> Unsterblichkeit<br />
betreffen, für <strong>die</strong> wir einen treuen Freund brauchen. Durch seine<br />
Ratschläge und Weisungen leitet er unseren Wandel und schützt uns vor<br />
den Nachstellungen und Verführungen des bösen Feindes. Er wird uns<br />
ein Born der Weisheit in unseren Schwierigkeiten sein, wenn wir niedergeschlagen<br />
oder gefallen sind. Er wird uns Arznei sein, um das Herz in<br />
seinen seelischen Nöten aufzurichten und zu trösten. Er wird uns vor<br />
dem Übel bewahren und das Wohl unserer Seele fördern. Befällt uns eine<br />
Schwäche, so wird er verhindern, daß sie zum Tod führe, und wird uns<br />
wieder aufhelfen.<br />
Wer aber wird <strong>die</strong>sen Freund finden? Der Weise antwortet: „Wer <strong>Gott</strong><br />
fürchtet“, das heißt der Demütige, der durchdrungen <strong>ist</strong> <strong>von</strong> der Sehnsucht<br />
nach ge<strong>ist</strong>lichem Fortschritt. Da ein guter Führer auf dem Weg der<br />
Vollkommenheit so wichtig <strong>ist</strong>, bete inständig zu <strong>Gott</strong>, daß er dir einen<br />
nach seinem Herzen schenke. Sei versichert: müßte <strong>Gott</strong> dir auch einen<br />
Engel vom Himmel schicken wie dem jungen Tobias, er wird dir einen<br />
guten und treuen Führer geben.<br />
Er soll dir aber wirklich wie ein Engel sein; das heißt: hast du ihn gefunden,<br />
so betrachte ihn nicht als gewöhnlichen Menschen; setze dein Vertrauen<br />
nicht auf seine Person noch auf sein menschliches Wissen, sondern<br />
auf <strong>Gott</strong>. Er wird dir seine Gunst erweisen und durch <strong>die</strong>sen Men-