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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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II,6<br />

77<br />

Findet dein Ge<strong>ist</strong> Geschmack, Licht und Frucht an einer Erwägung,<br />

dann bleib dabei, ohne weiterzugehen, wie <strong>die</strong> Bienen <strong>von</strong> einer Blume<br />

nicht fortfliegen, solange sie Honig in ihr finden. Findest du aber nichts<br />

an einer Erwägung, nachdem du da<strong>von</strong> gekostet hast, dann geh zu einer<br />

anderen über, <strong>–</strong> aber immer ganz einfach, ruhig und ohne Hast.<br />

6. Kapitel<br />

Dritter Teil eil der Betrachtung: Affekte und Entschlüsse.<br />

Die Betrachtung weckt Regungen des Herzens im Willen, dem Sitz der<br />

Affekte: so <strong>die</strong> <strong>Liebe</strong> zu <strong>Gott</strong> und dem Nächsten, <strong>die</strong> Sehnsucht nach<br />

dem Himmel, den Eifer für das Heil der Seelen und für <strong>die</strong> Nachfolge<br />

Chr<strong>ist</strong>i, Mitleid, Bewunderung, Freude, Furcht vor <strong>Gott</strong>es Ungnade, vor<br />

dem Gericht und der Hölle, Haß gegen <strong>die</strong> Sünde, Vertrauen in <strong>Gott</strong>es<br />

Güte und Erbarmen, Scham über das frühere Sündenleben. In <strong>die</strong>sen<br />

Affekten soll sich <strong>die</strong> Seele ergießen und entfalten, soviel es ihr nur möglich<br />

<strong>ist</strong>. Brauchst du dazu Hilfe, so nimm den ersten <strong>Band</strong> der Betrachtungen<br />

<strong>von</strong> Don Andrea Capiglia zur Hand und lies seine Vorrede, in der er<br />

zeigt, wie man seine Affekte vertieft; noch eingehender spricht da<strong>von</strong> P.<br />

Arias in seiner Abhandlung über <strong>die</strong> Betrachtung.<br />

Du darfst dich aber nicht mit <strong>die</strong>sen allgemeinen Affekten begnügen,<br />

mußt sie vielmehr in besondere, ins einzelne gehende Vorsätze für deine<br />

Besserung umwandeln. 1 So wird wohl das erste Wort des Herrn am Kreuz<br />

in dir den Wunsch wecken, ihm nachzufolgen, deinen Feinden zu verzeihen<br />

und sie zu lieben. Ich muß aber sagen, das <strong>ist</strong> zu wenig, wenn du nicht<br />

einen besonderen Entschluß hinzufügst, wie <strong>die</strong>sen: Ich werde mich also<br />

nicht mehr über <strong>die</strong>se und jene Worte beleidigt zeigen, <strong>die</strong> der oder jener,<br />

mein Nachbar oder meine Nachbarin, mein Diener oder meine Magd<br />

über mich sagen, noch auch über <strong>die</strong> Geringschätzung, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser oder<br />

jener zeigt; im Gegenteil, ich will <strong>die</strong>s oder das tun, um sie zu gewinnen<br />

und zu besänftigen usw.<br />

So wirst du deine Fehler in kurzer Zeit bessern, durch bloße Affekte<br />

dagegen läßt sich das nur langsam und mangelhaft erreichen.

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