Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe
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III,40<br />
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Keuschheit <strong>Gott</strong>, um ihrer Witwenschaft Bestand zu geben; das gereicht<br />
ihrem Stand zur Zierde und ihrem Entschluß zur Festigkeit. Nach <strong>die</strong>sem<br />
Gelübde kann sie ja nicht mehr <strong>die</strong> Keuschheit aufgeben, ohne den<br />
Himmel zu verlieren; deshalb wird sie ihren Entschluß mit solcher Sorgfalt<br />
hüten, daß sie den Gedanken an eine Ehe auch nicht einen Augenblick<br />
lang in ihrem Herzen dulden wird. So wird <strong>die</strong>ses heilige Gelöbnis<br />
eine starke Schranke zwischen ihre Seele und alle ihrem Entschluß entgegengesetzten<br />
Pläne stellen.<br />
Diesen Rat gibt der hl. Augustinus den chr<strong>ist</strong>lichen Witwen mit allem<br />
Nachdruck. Der alte und gelehrte Origenes geht noch weiter: Er rät der<br />
verheirateten Frau, keusche Witwenschaft zu geloben, wenn der Mann<br />
vor ihr sterben sollte; damit wird sie trotz der sinnlichen Freuden, <strong>die</strong> ihr<br />
<strong>die</strong> Ehe schenkt, doch auch des Ver<strong>die</strong>nstes der keuschen Witwenschaft<br />
teilhaftig durch <strong>die</strong>ses vorweggenommene Versprechen.<br />
Auf Grund eines Gelübdes verrichtete Werke sind <strong>Gott</strong> wohlgefälliger,<br />
das Gelübde stärkt außerdem den Mut, sie zu vollbringen, es schenkt<br />
<strong>Gott</strong> nicht nur <strong>die</strong> Werke als Früchte unseres guten Willens, sondern<br />
weiht ihm auch den Willen selbst als den Baum, <strong>von</strong> dem unsere guten<br />
Werke stammen. In der einfachen Keuschheit leihen wir unseren Leib<br />
<strong>Gott</strong>, behalten uns aber <strong>die</strong> Freiheit vor, ihn wieder sinnlichen Freuden<br />
auszuliefern; durch das Gelübde der Keuschheit dagegen schenken wir<br />
ihn <strong>Gott</strong> bedingungslos und unwiderruflich, wir behalten uns keine Möglichkeit<br />
vor, das Versprechen zu widerrufen, und machen uns damit zu<br />
glücklichen Sklaven dessen, dem zu <strong>die</strong>nen mehr gilt, als König zu sein.<br />
Ich stimme der Meinung <strong>die</strong>ser beiden großen Männer vollkommen zu<br />
und wünsche sehr, daß Seelen, <strong>die</strong> so glücklich sind, <strong>die</strong>sem Rat zu folgen,<br />
ihn klug und mit heiligem Ernst ausführen, nachdem sie ihren Mut<br />
geprüft, <strong>Gott</strong> um seine heilige Eingebung angerufen, den Rat eines weisen<br />
und frommen Seelenführers eingeholt haben. Dann wird auf allem<br />
mehr Segen ruhen.<br />
2. Dieser Verzicht auf eine zweite Ehe soll außerdem klar und eindeutig<br />
ausgesprochen werden, um mit größerer Reinheit <strong>die</strong> ganze <strong>Liebe</strong><br />
<strong>Gott</strong> zuzuwenden und das eigene Herz fest mit dem der göttlichen Majestät<br />
zu vereinigen. Denn wenn eine Witwe in ihrem Stand nur deshalb<br />
bliebe, um ihren Kindern den Besitz zu erhalten, oder aus einem anderen<br />
irdischen Grund, dann würde sie wohl Lob ernten, aber nicht vor <strong>Gott</strong><br />
(vgl. Röm 4,2). Denn vor <strong>Gott</strong> kann nichts wahres Lob ver<strong>die</strong>nen, was<br />
nicht für <strong>Gott</strong> getan wird.