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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,40<br />

205<br />

Keuschheit <strong>Gott</strong>, um ihrer Witwenschaft Bestand zu geben; das gereicht<br />

ihrem Stand zur Zierde und ihrem Entschluß zur Festigkeit. Nach <strong>die</strong>sem<br />

Gelübde kann sie ja nicht mehr <strong>die</strong> Keuschheit aufgeben, ohne den<br />

Himmel zu verlieren; deshalb wird sie ihren Entschluß mit solcher Sorgfalt<br />

hüten, daß sie den Gedanken an eine Ehe auch nicht einen Augenblick<br />

lang in ihrem Herzen dulden wird. So wird <strong>die</strong>ses heilige Gelöbnis<br />

eine starke Schranke zwischen ihre Seele und alle ihrem Entschluß entgegengesetzten<br />

Pläne stellen.<br />

Diesen Rat gibt der hl. Augustinus den chr<strong>ist</strong>lichen Witwen mit allem<br />

Nachdruck. Der alte und gelehrte Origenes geht noch weiter: Er rät der<br />

verheirateten Frau, keusche Witwenschaft zu geloben, wenn der Mann<br />

vor ihr sterben sollte; damit wird sie trotz der sinnlichen Freuden, <strong>die</strong> ihr<br />

<strong>die</strong> Ehe schenkt, doch auch des Ver<strong>die</strong>nstes der keuschen Witwenschaft<br />

teilhaftig durch <strong>die</strong>ses vorweggenommene Versprechen.<br />

Auf Grund eines Gelübdes verrichtete Werke sind <strong>Gott</strong> wohlgefälliger,<br />

das Gelübde stärkt außerdem den Mut, sie zu vollbringen, es schenkt<br />

<strong>Gott</strong> nicht nur <strong>die</strong> Werke als Früchte unseres guten Willens, sondern<br />

weiht ihm auch den Willen selbst als den Baum, <strong>von</strong> dem unsere guten<br />

Werke stammen. In der einfachen Keuschheit leihen wir unseren Leib<br />

<strong>Gott</strong>, behalten uns aber <strong>die</strong> Freiheit vor, ihn wieder sinnlichen Freuden<br />

auszuliefern; durch das Gelübde der Keuschheit dagegen schenken wir<br />

ihn <strong>Gott</strong> bedingungslos und unwiderruflich, wir behalten uns keine Möglichkeit<br />

vor, das Versprechen zu widerrufen, und machen uns damit zu<br />

glücklichen Sklaven dessen, dem zu <strong>die</strong>nen mehr gilt, als König zu sein.<br />

Ich stimme der Meinung <strong>die</strong>ser beiden großen Männer vollkommen zu<br />

und wünsche sehr, daß Seelen, <strong>die</strong> so glücklich sind, <strong>die</strong>sem Rat zu folgen,<br />

ihn klug und mit heiligem Ernst ausführen, nachdem sie ihren Mut<br />

geprüft, <strong>Gott</strong> um seine heilige Eingebung angerufen, den Rat eines weisen<br />

und frommen Seelenführers eingeholt haben. Dann wird auf allem<br />

mehr Segen ruhen.<br />

2. Dieser Verzicht auf eine zweite Ehe soll außerdem klar und eindeutig<br />

ausgesprochen werden, um mit größerer Reinheit <strong>die</strong> ganze <strong>Liebe</strong><br />

<strong>Gott</strong> zuzuwenden und das eigene Herz fest mit dem der göttlichen Majestät<br />

zu vereinigen. Denn wenn eine Witwe in ihrem Stand nur deshalb<br />

bliebe, um ihren Kindern den Besitz zu erhalten, oder aus einem anderen<br />

irdischen Grund, dann würde sie wohl Lob ernten, aber nicht vor <strong>Gott</strong><br />

(vgl. Röm 4,2). Denn vor <strong>Gott</strong> kann nichts wahres Lob ver<strong>die</strong>nen, was<br />

nicht für <strong>Gott</strong> getan wird.

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