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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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IV,13<br />

231<br />

zer hervorrufen und uns in ge<strong>ist</strong>lichen Übungen eine bestimmte wohltuende<br />

Befriedigung empfinden läßt. Nein, <strong>die</strong>se Dinge sind bestimmt nicht<br />

mit der Frömmigkeit gleichzusetzen. Es gibt Seelen, <strong>die</strong> solche Zärtlichkeiten<br />

und Tröstungen genießen und trotzdem sehr lasterhaft sind, folglich<br />

nicht <strong>die</strong> wahre <strong>Gott</strong>esliebe und noch weniger eine echte Frömmigkeit<br />

besitzen.<br />

Saul trat bei der Verfolgung Davids in der Wüste En-Gedi allein in<br />

eine Höhle, in der sich David und seine Getreuen verborgen hielten.<br />

David hätte ihn bei <strong>die</strong>ser Gelegenheit leicht töten können; er schenkte<br />

ihm aber das Leben und wollte ihn nicht einmal erschrecken. Deshalb<br />

rief er ihn erst an, nachdem er <strong>die</strong> Höhle wieder verlassen hatte; damit<br />

wollte er ihn überzeugen, daß er nichts Böses gegen ihn plane, zugleich<br />

aber sollte Saul erkennen, daß er soeben dem ausgeliefert war, den er<br />

verfolgte.<br />

Was tat nun Saul nicht alles, um zu zeigen, daß seine Gesinnung gegen<br />

David sich geändert habe! Er nannte ihn seinen Sohn, weinte laut, lobte<br />

David ob seiner Güte, betete zu <strong>Gott</strong> für ihn, sagte seine künftige Größe<br />

voraus und empfahl ihm seine Nachkommen (vgl. 1 Sam 24). Konnte er<br />

wohl eine zärtlichere <strong>Liebe</strong> zeigen? Trotzdem hatte er seine Gesinnung<br />

nicht geändert und verfolgte David weiterhin ebenso grausam wie zuvor.<br />

So gibt es auch Leute, <strong>die</strong> bei der Betrachtung der Güte <strong>Gott</strong>es und der<br />

Leiden Jesu in zärtlicher <strong>Liebe</strong> zerfließen, seufzen und weinen, innig<br />

beten und Dank sagen; man möchte meinen, ihr Herz sei <strong>von</strong> einer ganz<br />

großen Frömmigkeit ergriffen. Kommt es aber zur Bewährung, so geht es<br />

wie bei einem Platzregen im heißen Sommer: wie dort <strong>die</strong> schweren<br />

Tropfen zwar auf <strong>die</strong> Erde fallen, aber nicht eindringen und nur Pilze<br />

sprießen lassen, so fallen auch <strong>die</strong>se Tränen und Zärtlichkeiten auf ein<br />

lasterhaftes Herz, dringen aber nicht ein und sind deshalb ganz und gar<br />

unnütz. Diese bedauernswerten Leute würden trotz alldem nicht einen<br />

Pfennig des unredlich erworbenen Vermögens herausgeben, nicht auf<br />

eine einzige ihrer verkehrten Neigungen verzichten, auch nicht <strong>die</strong> geringste<br />

Unbequemlichkeit im Dienste des Heilands auf sich nehmen,<br />

über den sie so heiße Tränen vergossen haben. So sind ihre guten Regungen<br />

wertlosen Pilzen vergleichbar: nicht echte Frömmigkeit, sondern oft<br />

nur eine große L<strong>ist</strong> des bösen Feindes. Er läßt <strong>die</strong> Seele sich mit <strong>die</strong>sen<br />

kleinen Tröstungen abgeben und will damit erreichen, daß sie damit zufrieden<br />

sei und nicht mehr nach einer ernsten und soliden Frömmigkeit

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