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Franz von Sales – Band 1 - Gott ist die Liebe

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III,24<br />

169<br />

Andere Geselligkeiten werden aus Höflichkeit gepflegt, so gegenseitige<br />

Besuche und bestimmte Veranstaltungen, durch <strong>die</strong> man Mitmenschen<br />

ehren will. Solche Besuche soll man weder durch ein Zuviel übertreiben,<br />

noch durch unhöfliches Zuwenig verachten, sondern bescheiden<br />

seinen Verpflichtungen nachkommen, um so weder ungeschlacht noch<br />

leichtfertig zu sein.<br />

Schließlich sind noch <strong>die</strong> wertvollen Geselligkeiten unter frommen und<br />

tugendhaften Leuten zu erwähnen. Ein solches Beisammensein wird dir<br />

immer <strong>von</strong> Nutzen sein. Die zwischen Olivenbäumen gepflanzte Rebe<br />

trägt saftige Trauben mit Olivengeschmack; ein Mensch, der häufig mit<br />

tugendhaften Leuten umgeht, wird nicht unbeeinflußt <strong>von</strong> deren Eigenschaften<br />

bleiben. Die Drohnen können allein keinen Honig erzeugen, sie<br />

helfen aber den Bienen dabei; so <strong>ist</strong> auch uns der Umgang mit frommen<br />

Menschen eine große Hilfe im Streben nach eigener Frömmigkeit.<br />

In jeder Gesellschaft sind schlichte Einfachheit und bescheidene<br />

<strong>Liebe</strong>nswürdigkeit stets beliebt. Es gibt Leute, <strong>die</strong> in jeder Haltung und<br />

bei jeder Bewegung gekünstelt sind; kein Mensch mag sie leiden. Wer<br />

nicht gehen wollte, ohne seine Schritte zu zählen, nicht reden, ohne zu<br />

singen, der müßte allen lästig fallen. So wirken auch jene, deren Gehaben<br />

stets geziert und abgezirkelt <strong>ist</strong>, in einer Gesellschaft nur störend; das<br />

sind auch stets eingebildete Leute.<br />

Im allgemeinen soll bei unseren Gesprächen eine maßvolle Fröhlichkeit<br />

vorherrschen. Das rühmte man so sehr an den Heiligen Romuald<br />

und Antonius, daß sie trotz ihres strengen Lebens stets froh in Miene und<br />

Wort waren, heiter und liebenswürdig. „Freut euch mit denen, <strong>die</strong> sich<br />

freuen“ (Röm 12,15). Und noch einmal sage ich euch mit dem Apostel:<br />

„Freut euch allezeit im Herrn und eure Bescheidenheit sei allen Menschen<br />

kund“ (Phil 4,4 f). Damit aber deine Freude „im Herrn“ sei, muß<br />

der Gegenstand deiner Freude nicht nur erlaubt, sondern auch anständig<br />

sein. Es gibt nämlich Dinge, <strong>die</strong> an sich nicht verboten, trotzdem aber<br />

nicht anständig sind. Damit deine Bescheidenheit offenkundig werde,<br />

hüte dich vor jeder Anmaßung, <strong>die</strong> immer tadelnswert <strong>ist</strong>. Jemand zu<br />

Fall zu bringen, ihm das Gesicht zu schwärzen, einen anderen zu stechen,<br />

einem armen Narren wehtun, das sind dumme und ungezogene Scherze.<br />

Du sollst aber nicht nur stets <strong>die</strong> ge<strong>ist</strong>ige Einsamkeit pflegen, in <strong>die</strong> du<br />

dich in der lebhaftesten Unterhaltung jederzeit zurückziehen kannst, wie

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