B E R I C H T
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OPERATIVE FALLANALYSEN BW<br />
Das LKA BW erstellte 2007 eine erste operative Fallanalyse für die Soko<br />
Parkplatz. In dieser wurde u. a. festgestellt, dass die Wegnahme von Waffen<br />
und Ausrüstungsgegenständen beim Motiv eine zentrale Rolle spielten. Ein<br />
persönliches Rachemotiv sei als primäres Ziel eher ausgeschlossen. Es handele<br />
sich bei der Tat um die Realisierung eigener Überlegenheitsbedürfnisse<br />
gegenüber der Polizei (Machtdemonstration). Die Täter sollten nach der Fallanalyse<br />
der örtlichen kriminellen Szene zuzuordnen sein. Nach Feststellung<br />
der DNA-Trugspur wurde 2009 eine zweite operative Fallanalyse durch das<br />
LKA BW erstellt. Diese kam hinsichtlich möglicher politischer Hintergründe<br />
der Tat zu dem (falschen) Schluss, dass ein politisch motivierter Anschlag<br />
gegen Staatsorgane eher auszuschließen sei, da ein Bekennerschreiben fehle<br />
und die Tat insgesamt zu viele Elemente einer allgemeinkriminellen Tat aufweise.<br />
Im Allgemeinen bedient sich die Operative Fallanalyse verschiedener Arbeitsmethoden,<br />
um einen Kriminalfall aus kriminalistischer und kriminologischer<br />
Sicht möglichst weitgehend zu verstehen und daraus Schlüsse sowie<br />
Arbeitshypothesen für die Aufklärung des Verbrechens ableiten zu können. Im<br />
Zentrum der Fallanalyse steht die Rekonstruktion des Tathergangs. Dies geschieht<br />
insbesondere auf Basis der vorliegenden objektiven Fall-, Täter- und<br />
Opferdaten. Ergebnisse der Fallanalyse können Gefährdungsanalysen, Gefährlichkeitseinstufungen,<br />
Eingrenzungen des Täterwohnortes, Täterprofilerstellungen<br />
sowie Ermittlungsempfehlungen sein. Die Operative Fallanalyse<br />
arbeitet hierbei mit Wahrscheinlichkeitsaussagen, das heißt in der Gesamtschau<br />
der zum Zeitpunkt vorhandenen Datengrundlage wird die wahrscheinlichste<br />
Hypothese herausgearbeitet.<br />
Die beiden Fallanalysen des LKA BW zur Tat in Heilbronn stellen in retrograder<br />
Sichtweise insbesondere Aussagen zum Tatverlauf richtig dar, teilweise<br />
wurden auch Schlussfolgerungen zum Motiv richtig gezogen. Andere Schlussfolgerungen,<br />
insbesondere zum Ausschluss eines politisch motivierten Anschlags<br />
und zur Täterlokalisation gelten mit dem heute vorliegenden Wissen<br />
um den NSU als widerlegt. Der ehemalige Leiter der Soko Parkplatz führte bei<br />
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