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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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es sich um einen uralten Brauch handle: <strong>de</strong>r Verstorbene bleibe so in Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>n Lebendigen. 79<br />

Born, Griselini und Ehrler beschreiben, was auf <strong>de</strong>m Weg zum Friedhof geschieht.<br />

Die Verwandten trügen <strong>de</strong>n Sarg und die Frauen wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Verstorbenen<br />

beweinen und klagen. 80 Ignaz von Born berichtet:<br />

Sie bringen <strong>de</strong>n Todten unter erbärmlichen Gehäule zu Grabe. Sobald <strong>de</strong>r Pope<br />

mit seinen Sprüchen fertig ist, senkt man ihn in die Grube. Hier erheben die<br />

Befreundten und die Bekannten ein gräßliches Geschrey. Sie rufen <strong>de</strong>m Todten zu,<br />

daß er Freun<strong>de</strong>, Eltern, Kin<strong>de</strong>r, Vieh, Haus und Wirtschaft habe, sie zählen ihm<br />

solches stückweise für, und <strong>de</strong>nn fragen sie ihn, warum er gestorben sey? 81<br />

Die drei Autoren können die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Klageweiber nicht verstehen.<br />

Eigentlich beweinen sie <strong>de</strong>n Verstorbenen nicht, son<strong>de</strong>rn sie zeigen diesem <strong>de</strong>n<br />

Weg ins Totenreich, in<strong>de</strong>m sie die Hinweise mit übermäßig lauter Stimme―damit<br />

<strong>de</strong>r Verstorbene sie „hören“ kann― rufen.<br />

Born beschreibt auch die Trauerfeier eines Bräutigams, <strong>de</strong>m man eine große Ehre<br />

bezeige:<br />

Man setzt auf sein Grab eine etliche Klafter lange Stange, an welche die Braut<br />

einen Blumenkranz, eine Fe<strong>de</strong>rspuhle und ein weisses Tuch bin<strong>de</strong>t. 82<br />

Born, Griselini und Ehrler schil<strong>de</strong>rn in ihren Schriften über das Banat das<br />

Totenmahl <strong>de</strong>r Walachen. Nach <strong>de</strong>m Begräbnis wür<strong>de</strong>n die Familienmitglie<strong>de</strong>r<br />

nach Hause gehen, wo sie Brot aus Weizenmehl essen und „Rakie“ trinken<br />

wür<strong>de</strong>n. Griselini und Ehrler sind <strong>de</strong>r Meinung, daß das Totenmahl oft zu einer<br />

Feier im wahren Sinne <strong>de</strong>s Wortes wer<strong>de</strong>, weil <strong>de</strong>n Walachen <strong>de</strong>r „Rakie“<br />

(Schnaps) zu gut schmecke. Alle drei Aufklärer stellen fest, daß es in einem Jahr<br />

mehrere Totenmahlzeiten gibt. Born fährt in seinem Bericht fort:<br />

[..] bäckt man Brot von Weizenmehl, […] und dabei nach <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>s<br />

Hauses wacker gezecht wird. Das Heulen, das Begießen mit Wein und das<br />

Räuchern <strong>de</strong>s Grabes, wird von <strong>de</strong>n nächsten Freun<strong>de</strong>n einige Tage, oft einige<br />

Wochen fortgesetzt. 83<br />

Bei Griselini heißt es, daß die Reichen bei <strong>de</strong>r Totenmahlzeit <strong>de</strong>n Armen Kerzen,<br />

Essen und Geld gäben. Zur gleichen Zeit wür<strong>de</strong>n sie auch <strong>de</strong>m Pfarrer Geld<br />

zahlen, damit <strong>de</strong>r Verstorbene in <strong>de</strong>r Kirche zusammen mit <strong>de</strong>n Geistlichen<br />

begraben wer<strong>de</strong>. 84 Vor allem die wohlhaben<strong>de</strong>n Walachen wür<strong>de</strong>n dafür sorgen,<br />

79<br />

Ehrler, J.J.: Banatul <strong>de</strong> la origini până în acum (1774), 41.<br />

80<br />

Griselini, Francesco: Încercare <strong>de</strong> istorie politică <strong>şi</strong> naturală a Banatului Timişoarei,<br />

187-188.<br />

81<br />

Horwath, Peter: „Ignaz, Edler von Born ins Banat und nach Siebenbürgen:<br />

Ethnographische Skizzen“, 97.<br />

82<br />

Horwath, Peter: „Ignaz, Edler von Born ins Banat und nach Siebenbürgen:<br />

Ethnographische Skizzen“, 98.<br />

83<br />

Horwath, Peter: „Ignaz, Edler von Born ins Banat und nach Siebenbürgen:<br />

Ethnographische Skizzen“, 97.<br />

84<br />

Griselini, Francesco: Încercare <strong>de</strong> istorie politică <strong>şi</strong> naturală a Banatului Timişoarei,<br />

188.<br />

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