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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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kürzeren in <strong>de</strong>r B. R. Deutschland erschienenen Ge<strong>de</strong>nkaufsätzen erwähne ich<br />

stellvertretend Josef Gaszner, als Verfasser <strong>de</strong>r Studie Einführung in die<br />

Geschichte <strong>de</strong>r donauschwäbischen Literatur (als Anhang <strong>zur</strong> Anthologie Die nicht<br />

sterben wollten, <strong>de</strong>n in Österreich leben<strong>de</strong>n Prof. Dr. Anton Scherer.* Er ist ein<br />

Wissenschaftler, <strong>de</strong>r meist akribisch mit seinem Forschungsgegenstand umgeht<br />

und <strong>de</strong>m ich Hochachtung entgegenbringe; doch sein Preyer gewidmeter Absatz<br />

belegt auf exemplarische Weise die Voreiligkeit und auch Einseitigkeit im<br />

Beurteilen, bedingt vermutlich durch <strong>de</strong>n Umstand, daß die Primärliteratur schwer<br />

erreichbar war [noch immer ist], weshalb zu vorhan<strong>de</strong>nen kurzen Urteilen Zuflucht<br />

genommen wur<strong>de</strong>.<br />

Er ist dichterisch ein Epigone <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Klassik, ohne stofflich sein<br />

heimatliches Milieu zu gestalten. Der Mangel an Aktualität seiner Werke und <strong>de</strong>r<br />

seiner schriftstellern<strong>de</strong>n Zeitgenossen, [...], entspringt einer ziellosen<br />

Geisteshaltung und Lebensunsicherheit. Bürgerliche Enge und Beschränktheit<br />

verbauten diesen Epigonen <strong>de</strong>n Weg <strong>zur</strong> künstlerischen Vollendung. / Der Dichter<br />

fühlte noch keine Sendung in diesem Raum [im Sinne <strong>de</strong>utschen<br />

Volksbewußtseins]. (S.235)<br />

Aus <strong>de</strong>r umfassend angelegten Literaturgeschichte von Dr. Dieter Kessler 103 , <strong>de</strong>r<br />

eine insgesamt sehr reiche Sammlung an Primärliteratur aufgearbeitet hat, zitiere<br />

ich Passagen, die sich auf die drei Geschichtsdramen Preyers, z. T. speziell auf<br />

<strong>de</strong>n Hannibal beziehen. Auf die angesprochenen Fragen bin ich w. o. ebenfalls<br />

eingegangen, dabei aber in manchen <strong>de</strong>r Fragen zu an<strong>de</strong>ren Ergebnissen gelangt:<br />

Sie sind wort- und personenreich, entwickeln unklare Vorstellungen in unscharfer<br />

Bil<strong>de</strong>rsprache und sind kaum geeignet, aufgeführt zu wer<strong>de</strong>n, wie sie auch als<br />

reine Lesedramen kaum an<strong>de</strong>res <strong>de</strong>nn Müdigkeit zu erzeugen vermögen. [Preyer]<br />

versucht [im Hannibal und <strong>de</strong>m Hunyady László], <strong>de</strong>n großen einzelnen in seiner<br />

geschichtlichen Be<strong>de</strong>utung wie in seiner geschichtlichen Bedingtheit darzustellen,<br />

aber seine Mittel reichen dazu nicht aus. Es gelingt Preyer niemals, seinen Stoff<br />

dramatisch zu ordnen, was im Canova mit seiner lyrischen Grundstimmung am<br />

wenigsten stört, die an<strong>de</strong>ren Werke aber in eine Reihe von nahezu unverbun<strong>de</strong>nen<br />

Einzelszenen auflöst. Auch auf die konkreten Möglichkeiten einer Bühne achtet er<br />

wenig, wie <strong>de</strong>utlich nicht nur die Besetzungsliste <strong>de</strong>s Hannibal mit<br />

sechsundzwanzig (allerdings mehrfach besetzbaren) Rollen und vielen Statisten<br />

ausweist, son<strong>de</strong>rn auch die für das Stück notwendigen häufigen Umbauten 104 , die<br />

von kaum einer zeitgenössischen europäischen Bühne zu bewältigen wären. Die<br />

Vermutung liegt nahe, daß Preyer ohne praktische Theaterkenntnis und ohne<br />

beson<strong>de</strong>res Konzept schreibt und sich im Regelfall mit einer gelungenen Szene<br />

begnügt, ohne auf ihre Einbindung in das Gesamtwerk weiter zu achten. Letztlich<br />

schreibt Preyer nur für sich, zum angenehmen Vertreib seiner Mußestun<strong>de</strong>n. Seine<br />

Be<strong>de</strong>utung für die Stadt Temeswar ist groß; in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Literatur kann er<br />

103 D. Kessler, a. a. O., S. 448-449.<br />

104 Zum Wechsel <strong>de</strong>s Bühnenbil<strong>de</strong>s im Hannibal: Mit Ausnahme <strong>de</strong>s II. Aufzugs erfor<strong>de</strong>rt<br />

je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r vier an<strong>de</strong>ren zwei Umbauten: I. Capua: 1. öffentlicher Platz vor einem Palast – 2.<br />

in Hannibals Wohnung. II. am Meer bei Rhegium: Hannibals Zelt. III. 1. Hannibals Zelt im<br />

Lager bei Zama – 2. ein offenes Zelt. IV. Karthago: 1. offene Säulenhalle mit Blick auf einen<br />

großen Platz – 2. freies Feld. V. Nikäa: 1. Saal im königlichen Palast – 2. Hannibals<br />

Wohnung.<br />

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