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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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Der Scharfblick, die Weitsicht <strong>de</strong>s punischen Feldherren liegen gera<strong>de</strong> in diesen<br />

bei<strong>de</strong>n Einsichten begrün<strong>de</strong>t; aus seiner Sicht vermag aber keine an<strong>de</strong>re<br />

Problematik so zu überzeugen als die <strong>de</strong>r inneren Zwietracht, <strong>de</strong>r verwerflichen<br />

Rivalitäten.<br />

Ob Preyer die Notwendigkeit von Karthagos Unterliegen im Kampf gegen Rom<br />

ebenfalls darin begrün<strong>de</strong>t sah, daß <strong>de</strong>r Punische Krieg über viele Jahre hinweg<br />

<strong>de</strong>n Charakter eines Eroberungs- und Vernichtungskrieges angenommen hatte, so<br />

daß es schon darum nicht frei sein konnte, weil es selbst so viele an<strong>de</strong>re Völker<br />

bedrückte, ob er also hinter <strong>de</strong>m, was er in antiker Manier als „Schicksal“<br />

allmächtig und unbeeinflußbar wähnt, dieselbe gesetzmäßige Notwendigkeit<br />

erahnt, sind Fragen, die schwer ein<strong>de</strong>utig zu beantworten sind.<br />

Der Text liefert je<strong>de</strong>nfalls mehrere Stellen, die eine solche Vermutung nahelegen.<br />

Erinnert sei an das w. o. gebrachte Zitat (I., 12.). Er erhebt nicht nur Anklage,<br />

son<strong>de</strong>rn entwirft auch ein Bild davon, wie schwer sich sein Heer im Fein<strong>de</strong>sland<br />

behauptet. Die eindringlichen Worte, die <strong>de</strong>r inzwischen 45-Jährige vor <strong>de</strong>r<br />

Schlacht bei Zama zu <strong>de</strong>m 34 Jahre alten Scipio spricht, umreißen diese Einsicht<br />

klarer: Sie sind das Eingeständnis eines grundlegen<strong>de</strong>n, über Leben und Tod,<br />

Überdauern o<strong>de</strong>r Vergehn entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Irrtums:<br />

Dem Krieg, gemeint ist <strong>de</strong>r Expansionskrieg, erteilt <strong>de</strong>r zu weiser Einsicht gereifte<br />

Feldherr (er selbst ein Krieger par excellence) eine entschie<strong>de</strong>ne Absage:<br />

Scipio: Ja, Hannibal, Karthago lehrte uns,<br />

Daß diesen Krieg kein Frie<strong>de</strong> schließen wird,<br />

Daß es sich nicht um Län<strong>de</strong>r und Provinzen,<br />

Daß sich’s um Rom und um Karthago han<strong>de</strong>lt. (III., 6., S. 64 )<br />

Hannibals Re<strong>de</strong> wird immer beschwören<strong>de</strong>r. Er versucht eine späte Korrektur:<br />

Rom begnüge sich mit Europa, Karthago mit afrikanischem [lybischem] Territorium.<br />

Preyer macht damit Hannibal zum Sprachrohr für seine eigene Überzeugung, daß<br />

Völkerknechtung notwendig zum Untergang <strong>de</strong>spotischer Staaten führen müsse.<br />

Mit dieser (die Geschichtsentwicklung antizipieren<strong>de</strong>n) Erkenntnis vom<br />

unvermeidlichen Untergange <strong>de</strong>s Römerreichs erhebt sich Hannibal über Rom mit<br />

seinen Weltmachtbestrebungen.<br />

Hannibal: .......................Es [Rom] frohlocke nicht,<br />

Auch wenn ich falle. Träger war ich nur<br />

Des Geist’s <strong>de</strong>r Zeiten, <strong>de</strong>r die Völker alle<br />

Nach eignem freien Dasein ringen heißt.<br />

Erwarte Rom ihn überall zu fin<strong>de</strong>n,<br />

Bevor es ihn im Völkerblut erstickt. (V., 3., S. 102)<br />

Diese Voraussicht hat also eine ähnlich versöhnen<strong>de</strong> Wirkung wie das<br />

Erlösungsmotiv in <strong>de</strong>r klassischen Dichtung, mil<strong>de</strong>rt somit die partikuläre Tragik<br />

<strong>de</strong>s Hel<strong>de</strong>n.<br />

Bedingungslose Unterwerfung, die Hannibal bei diesen Unterhandlungen hätte<br />

akzeptieren müssen, lehnt er ab. Nochmals wird <strong>de</strong>mnach Kampf als Mittel <strong>de</strong>r<br />

Entscheidung eingesetzt (wie es im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt in Europa und weltweit noch<br />

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