09.12.2012 Aufrufe

temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

je<strong>de</strong>r einzelne Mensch zum Künstler und damit die Kunst in letzter Konsequenz<br />

wie<strong>de</strong>r konservativ wer<strong>de</strong>.<br />

Diese Gesellschafts- und Kunsterneuerung müsse zu<strong>de</strong>m eine Synthese ergeben<br />

im Zeichen von Jesus von Nazareth (seine Gestalt trennt Wagner vom<br />

Christentum), an <strong>de</strong>m zu erfahren sei, „daß wir Menschen alle gleich und Brü<strong>de</strong>r<br />

sind“, und im Zeichen Apollons, <strong>de</strong>r „<strong>de</strong>m großen Brü<strong>de</strong>rbun<strong>de</strong> das Siegel <strong>de</strong>r<br />

Stärke und Schönheit aufgedrückt haben [wird]“ (W,50).<br />

Conclusio<br />

Ästhetische Erziehung – Erziehung <strong>zur</strong> Kunst und durch die Kunst – ist bei Schiller<br />

gleichwie bei Wagner an ein politisches I<strong>de</strong>al geknüpft, das I<strong>de</strong>al einer Welt <strong>de</strong>r<br />

Harmonie, <strong>de</strong>r Freiheit und <strong>de</strong>r Gleichheit, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kunst eine leiten<strong>de</strong> Rolle<br />

zukommt. Das Kulturmo<strong>de</strong>ll, das diesem Konzept als gemeinsames Mythologem<br />

zugrun<strong>de</strong>liegt, ist das <strong>de</strong>s antiken Griechentums, das auf einzigartige Weise die<br />

Kunst und das Leben <strong>de</strong>s Einzelnen verbun<strong>de</strong>n und diesen in eine freie<br />

Gemeinschaft von Gleichen integriert haben soll.<br />

Während Schillers klassisches Humanitätsi<strong>de</strong>al vorwiegend elitär-aristokratisch<br />

anmutet, ist in Wagners Fall das Konzept sozialistisch-feuerbachianisch entwickelt.<br />

Erkennbar wird darin ein für das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt typischer Paradigmenwechsel.<br />

Die zu konstatieren<strong>de</strong> Transformation <strong>de</strong>s ästhetischen Erziehungskonzepts<br />

verdankt sich zumal Wagners Analyse <strong>de</strong>r als schlecht empfun<strong>de</strong>nen eigenen<br />

Gegenwart durch materialistische I<strong>de</strong>ologeme. Der Schritt von Schiller zu Wagner<br />

entspricht damit genau <strong>de</strong>r Radikalisierung <strong>de</strong>s Hegelschen Denkens in <strong>de</strong>r<br />

politischen Linken jener Zeit und damit <strong>de</strong>r Abwendung von einem philosophischen<br />

I<strong>de</strong>alismus, wie Kant ihn für Schillers Generation und die Hegels als leitend<br />

geprägt hatte.<br />

220

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!