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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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und Literatur, hier nimmt er aber auch das Wesen eines multinationalen Staates<br />

wahr, zu <strong>de</strong>m auch seine Heimat, die Bukowina, gehört.<br />

Damals hat es in ganz Europa keine an<strong>de</strong>re Großstadt gegeben, in <strong>de</strong>r so viele<br />

rumänische Stu<strong>de</strong>nten (etwa 120) gelebt haben. Ihr beliebter Treffpunkt war das<br />

Café Troidl auf <strong>de</strong>r Wollzeile, nicht weit von <strong>de</strong>r Universität. Hier ist Eminescu im<br />

Jahre 1870 seinem Landsmann, <strong>de</strong>m Schriftsteller Iacob Negruzzi, begegnet. 4 Die<br />

Freundschaft mit <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>m Banat stammen<strong>de</strong>n realistischen Schriftsteller Ioan<br />

Slavici (1848-1925) prägt seinen Wiener Aufenthalt. Mihai Eminescu besucht<br />

regelmäßig auch die Gesellschaft rumänischer Stu<strong>de</strong>nten in Wien, Societatea<br />

Jună, <strong>de</strong>ren Sitz in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Nationalbibliothek und <strong>de</strong>s Volksgartens war, <strong>de</strong>r<br />

ihn unwillkürlich an <strong>de</strong>n gleichnamigen Park in Czernowitz erinnert:<br />

Anfangs <strong>de</strong>nkt Eminescu noch, die Hauptstadt sei im wesentlichen nichts an<strong>de</strong>res<br />

als eine vergrößerte Kopie von Czernowitz, aber er begreift bald, daß er sich geirrt<br />

hat. 5<br />

Mihai Eminescu besucht als außeror<strong>de</strong>ntlicher Hörer die Vorlesungen <strong>de</strong>s<br />

Romanisten Adolfo Mussafia, jene <strong>de</strong>s Philosophen Robert Zimmermann und er<br />

interessiert sich für Römisches Recht, das vom berühmten Professor Rudolf<br />

Ihering vorgetragen wur<strong>de</strong>, sowie für die Vorlesungen <strong>de</strong>s Professors Aschbach<br />

<strong>zur</strong> römischen Geschichte. 6 Beson<strong>de</strong>rs die Hof-Bibliothek am Josefsplatz mit etwa<br />

400.000 Bän<strong>de</strong>n und ungefähr 20.000 Handschriften interessiert ihn. Er geht aber<br />

auch in die Universitätsbibliothek, die Erzherzog-Albert-Bibliothek, die Bibliothek<br />

<strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften, die <strong>de</strong>r Ostaka<strong>de</strong>mie im Rathaus u.a.<br />

Zweifellos hat Eminescu fast sein ganzes Geld, das er von zu Hause bekommen<br />

hat, für Bücher ausgegeben. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang die<br />

Bekanntschaft mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Literatur. In Wien lernt <strong>de</strong>r rumänische<br />

Dichter das Werk Nikolaus Lenaus, von Platens, Emanuel Geibels, Josef Viktor<br />

Scheffels u.a. kennen. Als Bibliothekar einer Stu<strong>de</strong>ntenvereinigung nimmt er<br />

Kontakt zu Kant, Schopenhauer, Hegel, die sein späteres Werk entschei<strong>de</strong>nd<br />

beeinflussen wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Wiener Theater, beson<strong>de</strong>rs das Hofburgtheater, bieten <strong>de</strong>m ehemaligen<br />

Souffleur und Schauspieler 7 , <strong>de</strong>m Übersetzer von H. T. Rötschers Traktat Die<br />

Kunst <strong>de</strong>r dramatischen Darstellung. In ihrem organischen Zusammenhang<br />

wissenschaftlich entwickelt (Leipzig, 1864) eine große Auswahl. Er lernt die<br />

Schauspielerin Frie<strong>de</strong>rike Bognar kennen und widmet Auguste Wilbrandt-Baudius<br />

sogar Gedichte in <strong>de</strong>utscher Sprache.<br />

Die Stadt selbst ermöglicht ihm auch <strong>de</strong>n direkten Kontakt zu Volksfesten, <strong>zur</strong><br />

4<br />

Munteanu, Ştefan (1992): Scrisori vieneze, Timişoara: Editura <strong>de</strong> Vest, 83.<br />

5<br />

Friedman, F. Michail (1996): Ein Rumäne in Wien. Mihail Eminescus Stu<strong>de</strong>ntenjahre in <strong>de</strong>r<br />

österreichischen Hauptstadt. In: Marinelli-König, Gertraud/Pavlova, Nina (Hrsg.): Wien als<br />

Magnet? Schriftsteller aus Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa über die Stadt, Wien:<br />

Verlag <strong>de</strong>r Österreichischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften, 520.<br />

6<br />

Buşulenga-Dumitrescu, Zoe (1989): Eminescu. ViaŃa. CreaŃia. Cultura, Bucureşti:<br />

Editura Eminescu, 43-46.<br />

7<br />

Mihai Eminescu hat als Souffleur, Abschreiber von Texten und Schauspieler im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Truppe Pascaly gewirkt, mit <strong>de</strong>r er im Sommer <strong>de</strong>s Jahres 1868 Siebenbürgen und das<br />

Banat durchquert hat.<br />

40

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