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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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ohne Bezug auf <strong>de</strong>n soziologischen Kontext aufzuzeigen. 14 Ich kann mir eine<br />

Arbeit vorstellen, in welcher Freuds und Jungs Theorien kombiniert wer<strong>de</strong>n, wo <strong>de</strong>r<br />

gesellschaftliche Aspekt und die Form einbezogen wer<strong>de</strong>n, um zu versuchen, <strong>de</strong>m<br />

Rätsel <strong>de</strong>s Schöpfungsaktes etwas näher zu kommen, um seine Zusammenhänge<br />

besser zu erfassen und dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen. Freud sprach<br />

mehrmals von einer "archaischen Erbschaft". Es ging um nicht selbst erlebte,<br />

son<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>r Geburt mitgebrachte Inhalte, um Stücke von phylogenetischer<br />

Herkunft, eine Aussage, die eine Brücke zwischen Freud und Jung zu schlagen<br />

scheint. 15 Freud gab zu, daß phantasierte Erinnerungen und Vorstellungen im<br />

Leben nicht min<strong>de</strong>r wirksam seien als solche, die auf reale Erlebnisse<br />

<strong>zur</strong>ückgreifen und fragte sich, warum man bei Individuen mit unterschiedlicher<br />

Lebensgeschichte "je<strong>de</strong>smal die nämlichen Phantasien mit <strong>de</strong>m selben Inhalt" 16<br />

wie<strong>de</strong>rfän<strong>de</strong>. Auf diese Frage hat auch Jung versucht zu antworten. Und wenn<br />

Freud erklärt: "Ich meine, diese Urphantasien... sind phylogenetischer Besitz. Das<br />

Individuum greift in ihnen über sein eigenes Erleben hinaus in das Erleben <strong>de</strong>r<br />

Vorzeit", so scheint sich auch hier <strong>de</strong>r Abstand zwischen Freud und Jung zu<br />

verringern. Vielleicht wäre eine kombinierte Analyse möglich, wo Freuds kausale<br />

Metho<strong>de</strong> mit Jungs finaler Interpretation verbun<strong>de</strong>n wird. Zu<strong>de</strong>m könnte man<br />

vielleicht gleichzeitig folgen<strong>de</strong>s untersuchen: a) das angeborene Terrain<br />

(Untersuchung <strong>de</strong>r jeweiligen Motive im Laufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte. Gibt es<br />

Gemeinsamkeiten, ähnliche Denkstrukturen?), b) <strong>de</strong>n Platz <strong>de</strong>s Individuellen und<br />

<strong>de</strong>s Kollektiven bei wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Strukturen, c) die eventuellen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

bei <strong>de</strong>r Darstellung von Konflikten im Laufe <strong>de</strong>r Zeit durch Vergleich <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r und<br />

Figuren, d) die Unterstützung <strong>de</strong>r Sprache (u.a. Rolle <strong>de</strong>s Rhythmus, <strong>de</strong>r<br />

Ausdrucksweise). So wür<strong>de</strong> möglicherweise ein vollständigeres Bild <strong>de</strong>s Textes<br />

entstehen. Dazu müßten zunächst in vielen Bereichen Partialität und Mißtrauen<br />

überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, um weiter voranschreiten und neue Ergebnisse erzielen zu<br />

können.<br />

14<br />

Gilbert Durand, Figures mythiques et visages <strong>de</strong> l'oeuvre, Berg International, Coll. L'île<br />

verte, Paris, 1979.<br />

15<br />

Sigmund Freud, Studienausgabe, Ergänzungsband, Schriften <strong>zur</strong><br />

Behandlungstechnik, Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 1982, S. 380.<br />

16<br />

Sigmund Freud, Studienausgabe, Bd. XI, Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 1969, S. 386.<br />

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