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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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Auch bezüglich <strong>de</strong>r Hysterektomie, <strong>de</strong>r Gebärmutterentfernung, gibt es eine<br />

wichtige Asymmetrie zwischen Arzt und Patientin. Es ist die Angst <strong>de</strong>r Patientin<br />

und ihre Uninformiertheit über an<strong>de</strong>re effektive Behandlungsmetho<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>r<br />

Arzt für seine Zwecke schamlos auszunutzen versteht. Therapieentscheidungen<br />

sind interaktionelle Leistungen, wobei nicht allein <strong>de</strong>r gesellschaftliche Status <strong>de</strong>r<br />

Frau ausschlaggebend ist, son<strong>de</strong>rn auch ihre kommunikative Eigenleistung. Die<br />

Frage, warum in erster Linie <strong>zur</strong> Hysterektomie geraten wird, kann damit<br />

beantwortet wer<strong>de</strong>n, daß Ärzte die Gebärmutter als nutzloses Organ interpretieren,<br />

wenn die Frau keine Kin<strong>de</strong>r mehr haben will. Somit wird je<strong>de</strong>s Organ allein in<br />

seiner Funktionsweise betrachtet, wie es heute in <strong>de</strong>r Medizin üblich ist und nicht<br />

als notwendiger Teil <strong>de</strong>s gesamten Organismus. Das Gefühl <strong>de</strong>r Frauen wird als<br />

überflüssig erachtet. Außer<strong>de</strong>m kommt bei <strong>de</strong>r vorschnellen Empfehlung einer<br />

Hysterektomie <strong>de</strong>r Verdacht auf, als könnte es sich bei <strong>de</strong>n Ärzten um eine Art<br />

Gebärneid han<strong>de</strong>ln, ein Neid <strong>de</strong>s Mannes auf die Gebärmutter <strong>de</strong>r Frau, die er ihr<br />

nun auf legale Weise rauben kann.<br />

Pamela M. Fishman stellt in ihrer Schrift Macht und Ohnmacht in<br />

Paargesprächen die These auf, daß je<strong>de</strong>s Gespräch eine Arbeitsleistung ist und<br />

auf Arbeitsteilung beruht. Sie untersucht Alltagsgespräche zwischen Männern und<br />

Frauen und erkennt, daß in Gesprächen Realität <strong>de</strong>finiert, Wirklichkeit erarbeitet<br />

wird.<br />

Da die Bemerkungen von Männern sich öfter zu einem Gespräch entwickeln als<br />

diejenigen <strong>de</strong>r Frauen, können Männer <strong>de</strong>finieren, was besprochen wird und<br />

welche Aspekte <strong>de</strong>r Wirklichkeit am wichtigsten sind. Frauen müssen ganz<br />

bestimmte Arten von interaktioneller Arbeit in Gesprächen mit Männern leisten.<br />

Darüber hinaus wird von uns im allgemeinen gefor<strong>de</strong>rt, verfügbar zu sein. Die<br />

konversationelle Arbeit, die von Frauen erwartet wird, unterschei<strong>de</strong>t sich je nach<br />

Situation; manchmal müssen wir Publikum sein, ‚gute Zuhörerinnen‘, weil man uns<br />

gera<strong>de</strong> nicht an<strong>de</strong>rs benötigt. Wir müssen Pausen füllen und dafür sorgen, daß die<br />

Gespräche in Gang bleiben. Manchmal müssen wir die Themen an<strong>de</strong>rer Leute<br />

entwickeln und manchmal unsere eigenen Themen präsentieren und entwickeln.<br />

Die For<strong>de</strong>rungen, daß Frauen für Interaktionen verfügbar sind, sind subtil. Wenn<br />

wir Frauen diese For<strong>de</strong>rungen nicht erfüllen [...] haben wir Pobleme. Frauen, die<br />

ruhig dabeisitzen, während ein Gespräch in Gefahr ist zu mißglücken, wer<strong>de</strong>n für<br />

feindselig und unfähig gehalten. Frauen, die darauf bestehen, Interaktionen zu<br />

kontrollieren, und die dabei erfolgreich sind, wer<strong>de</strong>n kritisiert vor allem von<br />

Männern, die <strong>de</strong>n Status <strong>de</strong>r Frauen als Frauen angreifen. Sie wer<strong>de</strong>n schnell<br />

dominant, aggressiv, übergewichtig genannt. Wenn Frauen auch nur für kurze Zeit<br />

versuchen, das Gespräch mit Männern zu kontrollieren, fängt oft ein Streit an.<br />

(1997,128)<br />

Weiterhin schreibt Fishman, daß die sexuelle I<strong>de</strong>ntität von großer Wichtigkeit sei.<br />

Frauen müssen immer wie<strong>de</strong>r ihr Geschlecht beweisen. Soll das weibliche<br />

Geschlecht in <strong>de</strong>n Interaktionen anerkannt wer<strong>de</strong>n, steht die Frau unter ständigem<br />

Rechtfertigungszwang ihres Verhaltens. Hier liegt <strong>de</strong>r Punkt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ausbruch aus<br />

<strong>de</strong>m bisherigen Rollenverhalten so schwer macht.<br />

Fishmans Interesse ist es, die Arbeit zu analysieren, die Männer und Frauen<br />

leisten, wenn sie Gespräche beginnen, aufrechterhalten und been<strong>de</strong>n. Welche<br />

Strategien, fragt sie sich, führen Frauen zum Erfolg, wenn sie herausarbeitet, daß<br />

bei <strong>de</strong>r Einführung von Gesprächsthemen sich durchweg die Männer behaupten?<br />

Von 47 von Frauen eröffneten Themen waren 27 erfolgreich, von <strong>de</strong>n 29 von<br />

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