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temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

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LAURA CHEIE<br />

TEMESWAR<br />

Zur Rezeption <strong>de</strong>s Werkes von Georg Trakl in Rumänien<br />

Angesichts <strong>de</strong>r ziemlich spät ansetzen<strong>de</strong>n breiteren Trakl-Rezeption im<br />

österreichischen und binnen<strong>de</strong>utschen Kulturraum (Rilkes 1915, also ein Jahr nach<br />

Trakls Tod gestellte Frage: “Wer mag er gewesen sein?” 1 , die bis auf <strong>de</strong>n heutigen<br />

Tag noch in <strong>de</strong>r Fachliteratur gespenstert, bestätigt, daß <strong>de</strong>r stille Dichter <strong>de</strong>s<br />

Helian zu Lebzeiten eher im engen Freun<strong>de</strong>skreis gefeiert wur<strong>de</strong>, sonst aber bis<br />

spät nach seinem Ableben kaum die verdiente Anerkennung gefun<strong>de</strong>n hatte), also<br />

<strong>de</strong>r verspäteten literarischen Wahrnehmung von Trakls Werk wur<strong>de</strong> dieses auf<br />

rumänischem Bo<strong>de</strong>n zunächst von <strong>de</strong>utschsprachigen Autoren früh und<br />

enthusiastisch gelesen.<br />

Am 15. Oktober 1925 schrieb schon <strong>de</strong>r damals 27jährige Oscar Walter Cisek von<br />

Bukarest aus an Ludwig von Ficker, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>s Innsbrucker Brenner – Kreises<br />

und Trakl – För<strong>de</strong>rer:<br />

Sehr geehrter Herr von Ficker!<br />

Theodor Däubler, <strong>de</strong>r sich vor drei Wochen noch hier in Rumänien befand, sandte<br />

Ihnen eine Karte, auf <strong>de</strong>r mein Name stand. Wir sprachen nämlich von Trakl; und<br />

so wur<strong>de</strong> auch von Ihnen gesprochen, <strong>de</strong>r Sie für <strong>de</strong>n Dichter alles taten, was in<br />

Ihren Kräften stand. Hier in Rumänien ist Trakl ziemlich bekannt gewor<strong>de</strong>n;<br />

vielleicht weil es auch einen rumänischen Dichter gibt, mit <strong>de</strong>m er innerlich<br />

irgendwie verwandt scheint. Er heißt Bacovia, Trakl ist <strong>de</strong>r weitaus größere.<br />

Vor ungefähr zwei Jahren erlaubte ich mir, nach<strong>de</strong>m mir Theodor Däubler Ihre<br />

Adresse gegeben hatte, Ihnen zwei Hefte <strong>de</strong>r rumänischen Monatsschrift Cugetul<br />

Românesc zu sen<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen sich ein Aufsatz von mir über Trakl und 17 ins<br />

Rumänische übertragene Gedichte befan<strong>de</strong>n. Die Übertragungen habe ich<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>m wertvollen rumänischen Lyriker Ion Pillat besorgt. Nun weiß<br />

ich nicht, ob Sie die Hefte erhalten haben. Es gibt hier in Bukarest und auch in<br />

Siebenbürgen eine ganze Reihe von Menschen, die in Trakls Werk eine Gabe von<br />

seltener Herrlichkeit erblicken. Übrigens hat meine Heimat – und diese ist, wenn ich<br />

auch <strong>de</strong>utsch empfin<strong>de</strong>, doch Rumänien – so viel von <strong>de</strong>r Eigenheit herbstlich<br />

vergeistigter Landschaft an sich, daß man Trakl leichter näher kommt. Dem<br />

Deutschen <strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns ist dies doch im ersten Augenblick frem<strong>de</strong>r. Meine Frau<br />

Hortense Mateescu-Cisek, <strong>de</strong>ren Name auch auf Däublers Karte stand, – hat<br />

übrigens als erste hier in Bukarest Trakl für uns ent<strong>de</strong>ckt. Dies war vor ungefähr<br />

acht Jahren 2 .<br />

Der Brief Ciseks ist <strong>de</strong>r früheste bekannte und in verschie<strong>de</strong>nen Hinsichten<br />

aufschlußreichste Beleg <strong>de</strong>r Trakl-Rezeption in Rumänien. Nach <strong>de</strong>n Angaben, die<br />

hier brieflich festgehalten wer<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> Trakl in Rumänien schon 1917 gelesen,<br />

wobei 1923 die ersten Übertragungen ins Rumänische vorlagen und<br />

komparatistisch angelegte Erläuterungen <strong>de</strong>n schließlich geglückten Versuch<br />

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