09.12.2012 Aufrufe

temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

temeswarer beiträge zur germanistik - Facultatea de Litere, Istorie şi ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

das Bild <strong>de</strong>r Tante begleiten. Man gelangt somit zu einem kompensatorischen<br />

Effekt, wo das Bild <strong>de</strong>s Vaters mit <strong>de</strong>m Bild <strong>de</strong>r Tante androgynisch vereint wird.<br />

Die Reise weist also einen einweihen<strong>de</strong>n Charakter in eine unbekannte Welt auf,<br />

welche nicht nur jene einer an<strong>de</strong>ren (gebirgigen) Region, son<strong>de</strong>rn auch jene eines<br />

an<strong>de</strong>ren Alters (<strong>de</strong>r Reife) ist.<br />

Die Reise hat aber nur für das Kind eine einweihen<strong>de</strong> Rolle. Was die Erwachsenen<br />

betrifft, so kann man bemerken, daß diese ihre Gewohnheiten und Bräuche mit<br />

sich nehmen. Man könnte behaupten, daß die Erwachsenen ein unsichtbares Dorf<br />

mitschleppen, wohin sie auch gehen. Ein Beispiel dafür ist die Erzählung Der<br />

Überlandbus. Wenn in Dorfchronik die Hauptgestalt das Dorf ist, so ist es in<br />

diesem Falle <strong>de</strong>r Bus, <strong>de</strong>r ein zusammengezogenes Dorf darstellt. Der Bus<br />

repräsentiert eine Welt <strong>de</strong>r Erwachsenen, die ungeachtet <strong>de</strong>r ethnischen<br />

Zugehörigkeit zum Miteinan<strong>de</strong>rleben gezwungen sind. Das Kind, das sich im Bus<br />

befin<strong>de</strong>t, steht seiner eigenen Welt fremd gegenüber. Es kann sich mit dieser Welt<br />

nicht in Verbindung setzen und wird von dieser auch nicht verstan<strong>de</strong>n.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s Erzählers ist somit nicht nur jene, <strong>de</strong>r Erzählung epischen Stoff zu<br />

verleihen, son<strong>de</strong>rn auch jene, Eigentümlichkeiten und die Lokalfarbe <strong>de</strong>s Erzählten<br />

wie<strong>de</strong>rzugeben. Es ist auch kein Zufall, daß das in Dorfchronik dargestellte Dorf<br />

keinen Namen hat. Es kann ebensogut Nitzkydorf wie auch ein an<strong>de</strong>res Dorf aus<br />

<strong>de</strong>r Banater Hei<strong>de</strong> sein. Das Dorf ist eine geschlossene Gemeinschaft, die unter<br />

<strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r Fremdheit steht und zugleich von dieser verführt wird.<br />

Literatur<br />

Bargatzky, Thomas (1993): Die Ethnologie und <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r kulturellen Frem<strong>de</strong>.<br />

In: Wierlacher 1993a, 219-234.<br />

Barloewen, Constantin von: Fremdheit und interkulturelle I<strong>de</strong>ntität. Überlegungen<br />

aus <strong>de</strong>r Sicht vergleichen<strong>de</strong>n Kulturforschung. In: Wierlacher 1993a, S. 297-318.<br />

Beuchelt, Eno: Psychologische Anthropologie. In: Fischer 1988, S.313-329.<br />

Fischer, Hans (Hrsg.) (1988): Ethnologie. Einführung und Überblick, Berlin: Dietrich<br />

Reimer.<br />

Müller, Herta (1982): Nie<strong>de</strong>rungen (N), Bukarest, Kriterion.<br />

Müller, Herta (1984): Drücken<strong>de</strong>r Tango (DT), Bukarest, Kriterion.<br />

Krusche, Dietrich (1985): Literatur und Frem<strong>de</strong>. Zur Hermeneutik kulturräumlicher<br />

Distanz, München, Iudicium Verlag.<br />

Wierlacher, Alois (1993): Kulturwissenschaftliche Xenologie. Ausgangslage,<br />

Leitbegriffe und Problemfel<strong>de</strong>r. In: Wierlacher 1993a, 17-112.<br />

Wierlacher, Alois (Hrsg.) (1993): Kulturthema Fremdheit. Leitbegriffe und<br />

Problemfel<strong>de</strong>r kulturwissenschaftlicher Fremheitsforschung, München: iudicium.<br />

191

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!